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Nach Balkonsturz Kripo ermittelt wegen Körperverletzung

Die drei jungen Menschen, die sich am Freitag bei dem Absturz eines Notbalkons schwer verletzt haben, sind noch nicht vernehmungsfähig. Die Kripo ermittelt nun wegen fahrlässiger Körperverletzung gegen Unbekannt.

18.03.2014, 02:16

Magdeburg l Die Spuren des Unfalls vom Freitag sind deutlich sichtbar. Das Auto, auf das der Notbalkon krachte, ist zum Teil mit einer Plane abgedeckt. Im vierten Stock, dort wo sich die Plattform befand, fehlen Putz und Teile des Mauerwerkes.

"Ich habe einen lauten Knall gehört. Danach war es kurz still und dann sind Leute in den Hof gerannt", berichtet ein Anwohner des Altbaus an der Immermannstraße. Ein anderer, der namentlich auch nicht genannt werden möchte, spricht von schrecklichen Bildern. "Wie die da lagen", sagt er. Zwei Männer (24 und 26 Jahre) aus Magdeburg und eine 25-jährige Frau aus Dresden stürzten mit dem Notbalkon einer Feuertreppe fast 14 Meter in die Tiefe. Das Eisengestell hatte sich aus der Verankerung gelöst. Laut Ermittlern hielten sich die drei Freunde gleichzeitig auf dem kleinen Notbalkon auf, vermutlich, um sich zu sonnen. Der Sturz wurde durch im Hof geparkte Autos, auf denen die Plattform landete, abgefedert.

Der Eigentümer (Name ist der Volksstimme bekannt) der Immobilie wohnt auch in dem Haus. "Ich bin noch immer geschockt. Ich hoffe, es geht ihnen bald wieder besser", sagt er am Montag. Fragen, wann das Haus zuletzt saniert und wann der technische Zustand der Feuerleitern zuletzt kontrolliert worden ist, wollte der Eigentümer nicht beantworten. Auch nicht, ob es in den Wohnungen Hinweise gibt, die das Betreten des Notbalkons nur im Notfall erlauben. "Ich möchte mich dazu nicht äußern. Ich muss jetzt mehrere praktische Dinge regeln", so der Mann, bevor er die Wohnungstür schließt.

Unterdessen kündigt Magdeburgs Feuerwehrchef Helge Langenhan gegenüber der Volksstimme an, dass er sich zügig mit dem Bauordnungsamt in Verbindung setzen wolle. Die anderen Leitern und Notbalkone im Innenhof des Hauses müssten nun geprüft werden. "Ob die Anbringung korrekt war oder das Material eine Ermüdungserscheinung hatte, können nur die Ermittlungen zeigen", so Langenhan. Er stellt aber auch klar, dass der Eigentümer des Hauses die Funktionstüchtigkeit der Feuerleitern gewährleisten muss.

Noch ist unklar, wie es den beiden Männern und der Frau geht, ob sie möglicherweise noch in Lebensgefahr schweben. Polizeisprecherin Beatrix Mertens sagt, dass die drei aufgrund ihrer schweren Verletzungen noch nicht befragt worden sind. Während zwei in das Krankenhaus Olvenstedt kamen, wurde einer ins Unklinikum gebracht. Fest steht: Sowohl die Frau als auch die beiden Männer erlitten mehrere Verletzungen, wahrscheinlich auch innere.

Bei der Magdeburger Polizei geht man von langwierigen Ermittlungen zum Unfallhergang aus. Es müsse nun herausgefunden werden, ob beim Bau alle Regularien eingehalten worden sind. Die Staatsanwaltschaft will hierzu auch ein Gutachten in Auftrag geben. Die Polizei ermittelt wegen fahrlässiger Körperverletzung gegen Unbekannt. Bei der Stadt hält man sich mit Beurteilungen zurück. "Das Bauordnungsamt prüft den Sachverhalt. Weitere Informationen können derzeit nicht gegeben werden", sagt Stadtsprecher Michael Reif.

Bereits am Freitag hatte Ulrich Claus von der Magdeburger Feuerwehr gegenüber der Volksstimme betont, dass der Eigentümer zwar für die korrekte Anbringung der Leiter samt Notbalkon verantwortlich sei, dass Bauordnungsamt diese Konstruktion aber abnehme. Claus war selbst vor Ort, hatte an diesem Tag Direktionsdienst. "So ein Balkon ist der zweite Rettungsweg für die Wohnung", sagte er. Im Notfall müssten solche Wege auch das Gewicht mehrerer Personen aushalten können. Es sei unrealistisch, dass bei einem Brand alle einzeln den Notbalkon nutzen, betonte der Feuerwehrmann.