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Nach Balkonabsturz Magdeburger Hauseigentümer sollen Notbalkone prüfen

Nach dem Absturz eines Notbalkons in Stadtfeld will sich die Verwaltung
nun an Magdeburger Hauseigentümer wenden. Diese sollen ihre
Feuerwehrnotleitern kontrollieren. Wie viele Häuser betroffen sind, ist
unklar.

29.03.2014, 02:17

Magdeburg l Im Rathaus plant man, Magdeburger Hauseigentümer zur Kontrolle ihrer Feuerwehrnotleitern aufzufordern. Das bestätigte Stadtsprecherin Cornelia Poenicke der Volksstimme auf Nachfrage. Anlass ist der Absturz eines Notbalkons vor zwei Wochen, bei dem drei junge Menschen schwer verletzt worden waren.

Das Bauordnungsamt werde nach Absprache mit den zuständigen Behörden in geeigneter Form die Eigentümer auf ihre Verpflichtung zur Überprüfung der Feuerleitern hinweisen, heißt es aus dem Rathaus. "Die Kontrolle der Leitern obliegt zunächst den jeweiligen Privateigentümern der Gebäude", so Poenicke weiter. Außerdem dürften diese Einrichtungen nur im Notfall betreten werden. "Die Eigentümer haben ihre Mieter darüber zu informieren", so Cornelia Poenicke. Neben dem Bauordnungsamt soll auch noch Haus und Grund mit ins Boot geholt werden.

Kontrolle und Verantwortlichkeiten

Von dem Verband heißt es, dass der Hauseigentümer grundsätzlich für den Bauzustand seines Gebäudes zuständig ist. Wurde bei der Bauausführung geschlampt, kann der Eigentümer die Haftung an die Baufirma weitergeben. "Man muss nun ermitteln, wer schuld an dem Absturz ist", sagt Hartmut Kiesel von Haus und Grund Sachsen-Anhalt. Zwar müsse der Eigentümer selbst den Zustand seines Gebäudes überprüfen, doch müsse das in einem zumutbaren Rahmen liegen. Heißt: Wenn das Fachunternehmen versichert, dass die Notleiter korrekt angebracht worden sei, muss der Eigentümer sich darauf verlassen können.

Was genau zum Absturz des Notbalkons an der Immermannstraße geführt hat, ist weiterhin unklar. Sowohl die beiden Männer aus Magdeburg (24 und 26) als auch die Frau (25) aus Dresden sollen sich inzwischen auf dem Weg der Besserung befinden. Die Frau lag tagelang im Koma, schwebte in Lebensgefahr.

Die drei Freunde waren mit dem Notbalkon einer Feuerleiter fast 14 Meter in die Tiefe gestürzt. Das Eisengestell hatte sich aus der Verankerung gelöst. Laut Ermittlern hielten sich die Freunde gleichzeitig auf der Plattform auf. Der Sturz wurde durch im Hof geparkte Autos, auf denen die Plattform landete, abgefedert. Die Polizei ermittelt wegen fahrlässiger Körperverletzung.

Parallelen zu Fall in Köln

Der Unfall in Magdeburg weist Parallelen zu mehreren Fällen in Köln auf. Dort hielt um die Jahrtausendwende eine Serie ähnlicher Fälle die Stadt in Atem. Bei mehreren Abstürzen gab es Schwerverletzte und sogar Tote.

Damals hatten die Untersuchungen ergeben, dass in allen Fällen die Befestigungen mangelhaft waren. In Köln wandte sich die Verwaltung an Eigentümer, die Notleitern einer bestimmten Firma an ihren Gebäuden hatten. In der Rheinmetropole wurden die Hausbesitzer vom Bauaufsichtsamt aufgefordert, statische Nachweise vorzulegen. In der Folge mussten Dutzende Notleitern überarbeitet werden, da die mangelhafte Befestigung kein Einzelfall war.

Zur Klärung der genauen Unfallursache hat die Staatsanwaltschaft Magdeburg einen Bausachverständigen in die Ermittlungen einbezogen. Dieser soll unter anderem klären, ob bei der Bauausführung geschlampt worden ist oder ob der Eigentümer seinen Wartungspflichten nicht nachgekommen ist.