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Magdeburger Protokoll geplant Nächste Runde für die grünen Städte

Die nächste Konferenz "Green Cities - Green Industries" findet im
November statt. Dort soll ein Magdeburger Protokoll verabschiedet
werden. Neu gegründet worden ist ein Beirat für die Veranstaltung.

Von Martin Rieß 12.04.2014, 03:21

Magdeburg l Die Magdeburger sind auf den Appetit gekommen: Nachdem die "Green Cities - Green Industries"-Konferenz im vergangenen Jahr die räumlichen Kapazitäten des Rathauses als Veranstaltungsort zu sprengen drohte, laufen inzwischen die Vorbereitungen für die Neuauflage vom 24. bis 26. November.

Wie in den vorangegangenen Veranstaltungen soll es wieder um neuartige Ideen und Konzepte für die nachhaltige, energieeffiziente und umweltbewusste Entwicklung von Städten gehen. Und das soll auch Wachstum, Arbeitsplätze und nicht zuletzt Lebensqualität bringen.

Neu im Programm für dieses Jahr ist die Unterzeichnung eines Magdeburger Protokolls. Für dieses sehen die Organisatoren durchaus einen Sinn - selbst wenn sich viele Vereinbarungen auf internationaler Ebene zum Klima- und Umweltschutz bislang oft als wenig wirksam erwiesen haben. In einem Gespräch mit der Volksstimme sagte Magdeburgs Wirtschaftsbeigeordneter Rainer Nitsche: "Beim Magdeburger Protokoll soll es sich um eine völlig neue Art der Zusammenarbeit handeln - nämlich nicht auf der Ebene nationaler Regierungen, sondern auf der Ebene von Kommunen."

Und was ist daran besser? Gundula Henkel leitet das Internationale Büro im Wirtschaftsdezernat und sagt: "Wenn es Umweltprobleme gibt, dann sind die kommunalen Verwaltungen die ersten Ansprechpartner für Bürger." Der Druck aus der Bürgerschaft komme immer zuerst in den Rathäusern und erst später im Parlament an. Und das sei völlig unabhängig vom politischen System des Landes so, hat sie unter anderem bei den Auslandsbesuchen der Magdeburger im chinesischen Harbin beobachtet. Immerhin war es diese Millionenmetropole in der Volksrepublik, die erst vor wenigen Monaten aufgrund einer katastrophalen Luftverschmutzung in die Schlagzeilen geraten war.

Rainer Nitsche: "Dieser Ansatz wird bedeutend erfolgreicher sein als Sonntagsreden auf dem Weltklimagipfel, denn für eine Region ist ökologisch nur das realistisch und sinnvoll, was wirtschaftlich realisierbar ist."

Im Magdeburger Protokoll - für das es bislang nur einen Entwurf gibt - sollen mehrere Punkte vereinbart werden. So sollen sich die beteiligten Stadtverwaltungen ausdrücklich dazu bekennen, ökologische und klimarelevante Gesichtspunkte in alle Bereiche zukünftiger Stadtplanung zu integrieren. Zudem sollen sich die Unterzeichner darauf verständigen, sich über gute Beispiele aus der Praxis auszutauschen. In diesen Zusammenhang passt auch der Vorschlag, sich mittels des Magdeburger Protokolls dazu zu verpflichten, Maßnahmen zu Klimaschutz, ökologischem Stadtumbau und Co. kontinuierlich zu sammeln und auf einer gemeinsamen Plattform im Internet allen Interessierten zugänglich zu machen. Das Ziel in diesem Zusammenhang ist es, eine internationale Datenbank unter dem Titel "Database for green cities projects" zu etablieren. Und die Kommunen wollen ihren Nationalstaaten auf die Sprünge helfen - mit Handlungsempfehlungen. Diese sollen neben der Politik auch andere Bereiche wie die Wirtschaft, die Lehre und für die Ausbildung berühren. Und - ganz vom Gedanken geleitet, ein wenig mehr Verbindlichkeit in den Klimaschutz zu bringen - sollen einheitliche und prüfbare Definitionen einer "grünen Stadt des 21. Jahrhunderts" formuliert werden. Damit, so Rainer Nitsche, verfüge die Magdeburger Initiative über einen konsequenten Ansatz, der weltweit einzigartig sei.

Unterstützt wird das landeshauptstädtische Engagement seit wenigen Tagen von einem Beirat. Dieser soll die Kriterien des "Magdeburger Protokolls" konkretisieren und die Planung für das Konferenzprogramm inhaltlich strukturieren. Zu den Gründern des Beirats zählt Birgitta Wolff, Wirtschafts-Professorin der Otto-von-Guericke-Universität. "Wenn Magdeburg es schafft, mit kreativen Ideen grüne Ziele mit technischer und ökonomischer Machbarkeit speziell aus Sicht von Kommunen zu operationalisieren, macht das garantiert Schule", so die frühere Wirtschaftsministerin. "Dann könnte das Netzwerk so eine Art konkreteres Kyoto für Kommunen werden."

Bisher arbeiten im Beirat Uni und Hochschule, das Fraunhofer-Institut, die Industrie- und Handelskammer, die Getec AG, das sachsen-anhaltische Ministerium für Wissenschaft und Wirtschaft, die Deutsche Energie Agentur, die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) und das Netzwerk "Solarvalley Mitteldeutschland" mit.