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Biederitzer Busch Urwald am Rande der Stadt

Alte Elbe und Kreuzhorst sind städtische Gebiete unter besonderem
Naturschutz. Still und fast unbemerkt vollzieht sich am Stadtrand aber
ein weiteres Naturwunder: Im Biederitzer Busch südlich der Bahnlinie
wächst Magdeburgs einziger Urwald.

Von Jana Heute 23.04.2014, 03:23

Magdeburg l Es knackt und knarkst bei jedem Schritt. Christian Block durchstreift sein Revier bei seinem Besuch im Biederitzer Busch. Alte Äste und morsche Rinde pflastern den Boden. "Man muss aufpassen, wo man hintritt. Hier wird nicht aufgeräumt", erklärt der junge Revierförster.

Das Unterholz zieht sich wie ein dicker Teppich aus Wildkräutern, Blumen, Blättern und Moos durch den Wald. Hier stehen die Bäume fast nirgendwo dicht an dicht und in geschlossenen Reihen. Blattloses Totholz ragt stattdessen gespenstig in die Höhe, lässt Raum für einfallendes Licht. Morsche Eichen und Eschen sind umgefallen, bauen Barrikaden auf dem Boden und hinterlassen gleichfalls große Lücken im Blätterdach des Waldes. So haben Sonnenstrahlen immer wieder eine Chance.

Im Auenwald glitzert das Licht und lässt das frische Blattwerk der Bäume in sattem Lindgrün strahlen. Enten ziehen dazu ihre Bahnen im Steingraben, Vögel zwitschern munter und vor allem ungestört von allzu vielen Besuchern oder gar Motorenlärm. "Spaziergänger und Radfahrer sind willkommen. Sie können gern auf Entdeckungsreise gehen. Für Motorisierte jeglicher Art ist dieser Wald aber tabu", betont Christian Block.

Seine Leni, die 4-jährige Hündin, hat er zwar dabei, aber sicher an der Leine. In der Brut- und Setzzeit gilt das für alle, die dem Biederitzer Busch einen Besuch abstatten und Hunde mitnehmen wollen. Von Anfang April bis Mitte Juli dürfen die Vierbeiner hier nur an der Leine geführt werden, erklärt Christian Block. Streng verboten ist es auch, Holz mitzunehmen. Selbst das kleine Totholz muss liegen bleiben. Bei Vergehen droht eine Anzeige wegen Diebstahls, betont der Förster. Bisher hat Block Leute nur ermahnen müssen. Er hat noch niemanden ertappt, der in größerem Stil abräumte, und doch behält er ein waches Auge auf sein Urwald-Revier.

Denn es ist gerade das Totholz, das seinen besonderen Wert ausmacht. "Es gibt Totholz in allen Stadien", erzählt Block und zeigt Beispiele am Boden wie im Wald selbst. Entwurzelte Bäume, die sich nur noch an anderen festhalten, gehören zum Beispiel dazu. "In dem Totholz steckt mehr Leben als in einem gesunden Baum", betont Block. Ein Paradies ist das alte Holz für viele Insekten und Käfer, die wiederum zahllose Vögel anlocken. Dazu gibt es Feuchtbiotope für Unken und Frösche. Der Wendehals fühlt sich hier ebenso wohl wie der Eisvogel. "Ein wunderschönes Geschöpf", findet Block.

125 Hektar umfasst der südliche Teil des Biederitzer Buschs. Vor gut zwei Jahren wurde er zum Nationalen Naturerbe erklärt, war davor schon Teil eines FFH-Gebietes. Der 30-jährige Revierförster wacht im Auftrag der DBU Naturerbe GmbH über diese besondere Landschaft. Ein Wald, der sich weitgehend selbst überlassen bleibt und in den es nur wenige Eingriffe von Menschenhand geben soll. Für den Hochwasserschutz etwa oder am Wegesrand, wo zur Sicherheit der Besucher einige altersschwache Pappeln entfernt werden sollen.