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Volksstimme-Serie zum Hochwasser 2013 Gesichter verraten, dass es noch nicht vorbei ist

Von Marco Papritz 11.06.2014, 03:20

Magdeburg l Für die etwa 70 Bewohner des Altenpflegeheimes an der Bleckenburgstraße bedeutete das Hochwasser 2013 einen Ausnahmezustand, den sie teilweise mit Erinnerungen an den Zweiten Weltkrieg verglichen: Die auf Hilfe angewiesenen Bewohner, der älteste 98 Jahre alt, mussten am 7. Juni die Einrichtung binnen weniger Stunden verlassen. Einen Meter hoch stand das Wasser im vergangenen Sommer im Haus. "Für die Bewohner war es schwer zu begreifen, was passierte", blickt Geschäftsführerin Veronika Kröcher zurück und hebt den Einsatz der Mitarbeiter und vielen freiwilligen Helfer hervor: "Die Solidarität unter den Anwohnern der Bleckenburgstraße und Buckauern war überwältigend."

In diesen Tagen organisierte das Haus eine Gedenkfeier - die Reaktionen fallen unterschiedlich aus. "Es gibt Bewohner, die über den gemeinsamen Austausch das Erlebte verarbeiten. Aber auch jene, die nicht daran erinnert werden möchten, da es sie noch zu sehr aufwühlt", sagt sie weiter.

Am 6. Juli 2013 konnte das Haus wieder zum Teil bezogen werden. Bis dahin sind die Senioren, darunter auch Wach-Koma-Patienten, in Krankenhäusern in Haldensleben und Halberstadt, der Praxisklinik an der Bahrendorfer Straße in Sudenburg und der Universitätsklinik sowie bei Angehörigen aufgenommen worden. Nach dem Rückgang des Wassers traten die Schäden zutage: Bis zum Fenstersims im Erdgeschoss habe das Wasser gestanden, Putz musste von den Wänden und Belag vom Boden entfernt werden. Estrich hob sich an. Heizungskörper mussten entfernt und Möbelstücke entsorgt werden. Schäden gab es auch an der Elektrik. Ein halbes Jahr nach dem Hochwasser konnten Wohnungen und Küchenbereich im Erdgeschoss wieder in Betrieb genommen werden und die Normalität wieder einziehen. "Man kann vielen Gesichtern ablesen, dass es dazu aber noch eine lange Zeit braucht", so Veronika Kröcher.

Neben all den Erlebnissen sind aber auch schöne Momente als Erinnerungen an die dramatische Zeit geblieben. Etwa an das kleine Boot, das sich während des Hochwassers in der Bleckenburgstraße aufmachte, vom nahegelegenen Bäcker Brötchen für die Anwohner zu holen. Und das Dankesfest, das von der Einrichtung für Fluthelfer organisiert wurde. "Es hat sich im Stadtteil ein Zusammenhalt gezeigt, den wir gern weiterpflegen möchten", so Veronika Kröcher. Nach dem Hochwasser habe sie ganz bewusst entschieden, sich in der Gemeinwesenarbeitsgruppe (GWA) Buckau zu engagieren. "Ich hoffe auf viel Zeit, damit in den vom Hochwasser betroffenen Stadtteilen Schutzmaßnahmen getroffen werden können, damit die Ausmaße der Flutschäden im vergangenen Sommer nicht mehr erreicht werden", so Veronika Kröcher.