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Protest gegen Straßenbahntrasse Ein Gartenverein kämpft ums Überleben

"Straßenbahn, nein danke!!!" steht auf einem frisch gepinselten Schild
über dem Eingang zur Gartensparte "Am Ring". Die 25 Kleingärten sollen
voraussichtlich 2016 einer neuen Straßenbahntrasse im Neustädter Feld
Platz machen. Dagegen laufen die Pächter Sturm.

Von Robert Richter 10.07.2014, 03:28

Magdeburg l Den Sommer in ihrem Kleingarten können die Mitglieder der Kleingartensparte "Am Ring" (Kritzmannstraße) nur bedingt genießen. Das liegt nicht an den starken Regenfällen dieser Tage. Die insgesamt 25 Kleingärten der Ring-Sparten sollen abgerissen werden. Die Laubenpieper wollen sich das nicht gefallen lassen und blasen zum Sturm. Am Dienstagabend pinselten sie ihre Botschaft auf ein großes Schild über dem Eingang ihrer Sparte: "Straßenbahn, nein danke!!!" Mit Aushängen im Stadtteil machen sie die Anwohner aufmerksam und bitten um Unterschriften. Auch auf dem Stadtteilfest am 30. August im "Feld" wollen die Kleingärtner um Vereinsvorsitzende Nicole Angerstein um Unterstützung werben.

Die Planungen für den nächsten Bauabschnitt der 2. Nord-Süd-Verbindung für die Magdeburger Straßenbahn haben nach der Wiener Straße und anderen Protesthochburgen damit den nächsten umkämpften Punkt. Die Ring-Gärtner wollen jedenfalls nicht freiwillig weichen. "Durch die Vorsitzende des Verbandes der Gartenfreunde Magdeburg wurden wir darauf aufmerksam gemacht, dass entgegen ursprünglicher Planungen nunmehr unsere gesamte Kleingartenanlage der Straßenbahn zum Opfer fallen soll", so Nicole Angerstein. "Als Grund der Neugestaltung des Streckenverlaufes im Bereich unseres Kleingartenvereins wurde uns die hinter den Parzellen verlaufende Fernwärmeleitung genannt." Dies bestätigte inzwischen der Baubeigeordnete der Stadt, Dieter Scheidemann, bei einem Ortstermin.

In der Vergangenheit sei nur vom Verlust von bis zu sieben Gärten die Rede gewesen, nun sollen alle 25 Parzellen weichen, so die Verbandsvorsitzende der Magdeburger Gartenfreunde, Ute Simon. "Wir haben als Verband inzwischen den OB und die Stadtratsfraktionen angeschrieben und gebeten, eine andere Trassenführung zu prüfen." Am Freitag sei ein Termin zur Umweltprüfung bei der Stadt angesetzt. Dort wolle der Verband die Haltung der Ring-Gärtner ebenso vertreten, kündigte Ute Simon an.

Die betroffenen Gartenfreunde wollen das geplante Aus für ihre Sparte ohnehin nicht akzeptieren. Vorsitzende Nicole Angerstein: "Der Altersdurchschnitt unserer Mitglieder liegt bei knapp über 50 Jahren, die Parzellen sind seit Bestehen des Vereins zu 100 Prozent ausgelastet, es gibt eine Warteliste und häufig Anfragen, ob freie Gärten verfügbar sind." Außerdem sei die Anlage an das Abwassernetz der Stadt Magdeburg angeschlossen, verfüge über vereinseigene Parkplätze sowie "eine hervorragende Verkehrsanbindung". Nicole Angerstein schlägt eine Alternative vor: "Unserer Ansicht nach ist auch auf der Mittagstraße, die parallel zu unserer Sparte verläuft, ausreichend Platz für den Bau eines separaten Baukörpers für die Straßenbahntrasse." Die Umweltverträglichkeit sei bei einem Wegfall der Kleingärten "wesentlich schlechter als eine Verlegung auf eine bestehende Straße, das sollte doch außer Frage stehen", so Nicole Angerstein. Bis zu einer Entscheidung des Stadtrates wollen die Gärtner in den nächsten Wochen kämpfen und ihr grünes Reich "Am Ring" retten.