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Geologie Blick in den Magdeburger Untergrund

Am Anfang war eine gigantische Datensammlung über die geologischen Eigenschaften des Magdeburger Untergrunds. Virtuell und im Rechner. Seit gestern und bis Mitte September nun steht ein gläsernes Modell im Foyer des Wissenschaftsministeriums Sachsen-Anhalts in der Hasselbachstraße 5.

Von Martin Rieß 30.07.2014, 09:19

Magdeburg l Selbst wenn es auf den ersten Blick unscheinbar wirken mag: Der 26 Kilogramm schwere Kristallglaskörper im Format 26 mal 30 mal 13 Zentimeter, der derzeit im Foyer des Ministeriums für Wissenschaft und Wirtschaft in der Hasselbachstraße 4 gezeigt wird, hat es in sich. In feinen Schichten wird bis in eine Tiefe von etwa 150 Metern der Aufbau der Gesteinsschichten unter der Landeshauptstadt gezeigt. Eingearbeitet sind die Konturen dieser "fliegenden Teppiche" die Konturen und markanten Ausformungen mittels Lasertechnik.

Von oben orientiert sich der Betrachter an den Konturen von Stadtteilen, der Elbe und einigen wichtigen Straßen. Und darunter erheben sich Gebirge und schneiden sich Täler weiter in die Tiefe. Falten und Risse sind zu erkennen - manch Magdeburger würde überrascht sein, wie abwechslungsreich die Landschaft ist, in der sich Magdeburg befindet.

Das dreidimensionale Modell ist in Zusammenarbeit mit der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) und des Landesamtes für Geologie und Bergwesen Sachsen-Anhalt entstanden. Dabei wurden rund 56 Millionen geologische Daten zusammengetragen, die wiederum Tausende Bohrungen, rund 150 Jahre Forschungsgeschichte und mehrere Tausend Euro Fertigungskosten widerspiegeln.

Peter Wycisk ist Professor an der MLU und sagt: "Mit der Umsetzung in das Glas-Laser-Modell erreicht die 3-D-Modellierung im Hinblick auf fachliche Komplexität und Modellgröße eine neue Dimension." Gemeint ist damit ohne Zweifel die dritte, denn visualisieren und bewegen lassen sich derlei Daten am Bildschirm schon längst. "Aber ein solches Modell ist dann schon etwas ganz anderes", ist der Wissenschaftler begeistert. Mit einem solchen Modell, bei dessen Herstellung die MLU führend ist, könnten die Daten für Fachleute wie für Laien anschaulich dargestellt werden.

Und was bringt das Ganze für den praktischen Gebrauch? Klar: An den Stellen mit Störungen und Verwerfungen kann es für Bauherren interessant werden. Und beim Wissen über den Untergrund lässt sich leichter erkennen, warum das Grundwasser fließt, wie es fließt.

Dr. Bodo-Carlo Ehling ist Abteilungsleiter Geologie im Landesamt und sagt: "Die geologische 3-D-Modellierung gewinnt zunehmend an Bedeutung." Mit dem Modell, an dem rund zwei Jahre gearbeitet wurde können anwendungsorientierte Fragen beantwortet werden. Themen wie Baugrund, Grundwasser und oberflächennahe Geothermie sowie andere Fragen zum geologischen Untergrund spielen hier eine Rolle.

Um das erarbeitete Wissen zu pflegen und weiter auszubauen, setzt der Abteilungsleiter aus dem Landesamt für Geologie auf Kontinuität: "Das Modell wird als fortschreibbarer Datenspeicher für geologische Daten auch künftig verfügbar bleiben."

Informationen zu früheren Arbeiten der MLU gibt es unter www.3s-geology.de im Internet.