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Gekündigte Mitarbeiter wundern sich über Zukauf im Norden und das gleichzeitige Aus ihres Traditionsbetriebes in Magdeburg Konzern schließt Salbker Gießerei und kauft eine neue in Stade

Von Rainer Schweingel 07.08.2014, 03:12

Salbke l Die vor dem Aus stehende letzte Gießerei Magdeburgs in Salbke sorgt noch einmal für Schlagzeilen. Anlass ist eine Information an die Belegschaft der Global Casting Gruppe, zu der auch die Salbker Gießerei gehört. Die Geschäftsführung kündigt in dem Schreiben den Zukauf einer Gießerei in Norddeutschland an.

Pikant: Die Schließung des Salbker Standortes war seitens des Konzerns mit Überkapazitäten begründet worden. Entsprechend entrüstet ist Betriebsratschef René Kündinger: "Das empfinden wir schon als Hohn und können die Entscheidung nicht nachvollziehen." Gießerei-Geschäftsführer Jörn Vogel hatte das Aus in Salbke im Februar so begründet: "Wir haben sämtliche Alternativen zur Aufrechterhaltung des Standortes bis hin zu Sortiments- und Kapazitätserweiterungen geprüft. Keine der Alternativen erwies sich als langfristig wirtschaftlich tragbar."

Betrieb läuft nur noch in einer Schicht

Außerdem gebe es einen hohen Investitionsbedarf und eingeschränkte Entwicklungsmöglichkeiten am Standort. Gestern schob er auf Volksstimme-Anfrage nach: "Der Zukauf der Gießerei in Stade ist unabhängig von der Lage in Salbke getroffen worden und ändert auch nichts daran."

Jetzt, fünf Monate später, gehen in der Magdeburger Gießerei in Etappen die Lichter aus. Die Gießerei, die Teile für die Windkraftanlagen fertigt, stellt Ende Oktober den Betrieb ein. Von drei Schichten wurde die Firma auf den Ein-Schichtbetrieb montags bis freitags heruntergefahren, bevor im Oktober der Ofen für die rund 100 Beschäftigten buchstäblich ganz ausgeht. Die Kollegen hatten bis zuletzt auf eine tragbare Lösung gehofft. Ihnen waren bisher Jobs in einer anderen Gießerei des Konzerns im rund 160 Kilometer entfernten Zeitz angeboten worden - vor allem für ältere Mitarbeiter war das keine Option. Nur 10 der 100 Mitarbeiter nahmen das Angebot an.

Investorensuche verläuft weiter erfolglos

Auch die Stadt hatte sich deshalb in die Investorensuche eingeschaltet und die Gießerei sogar jüngst bei der Reise in die Partnerstadt Harbin mit angeboten. Aber weder dort in China noch hier vor Ort gab es bisher einen ernstzunehmenden Interessenten, sagte Wirtschaftsbeigeordneter Rainer Nitsche.

So gab lediglich einen Aufschub der Schließung von April auf Ende Oktober. Auch für die Mitarbeiter gibt es keine Zukunft mehr. Die restlichen 90 Kollegen erhielten ihre Kündigung. Der Sozialplan sieht eine Abfindung in Höhe von rund 0,9 Monatsgehältern pro Jahr Betriebszugehörigkeit vor.

Global Castings begründet den Zukauf der Gießerei mit dem Standort. Die Produktionsstätte liegt in der Nähe von Stade. "Diese Lage ist ideal für den Seetransport von Guss-Bauteilen für die Offshore Windindustrie. Das entsprach genau dem Wunsch von Global Castings", schreibt Geschäftsführer Kim Kronborg Christiansen. Man begrüße die 35 neuen Kollegen dort und bitte um Unterstützung für sie.

Die Eisengießerei Stade war 2009 gebaut worden, ging während der Finanzkrise in Konkurs und habe jetzt den Betrieb mit einer geringen Produktion für die Gas- und Ölindustrie aufgenommen, teilte Global Castings weiter mit. Die Gießerei habe eine Kapazität von 40000 Tonnen im Jahr mit einem Höchstgewicht von 120 Tonnen eines Einzelteils.

Die Kapazität in Salbke umfasst nach Mitarbeiterangaben jährlich rund 27 000 Tonnen Eisenteile mit einem Einzelgewicht von bis zu 30 Tonnen.