1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Magdeburg
  6. >
  7. Flut ist im Polizeiamt bis heute präsent

Flut ist im Polizeiamt bis heute präsent

Vor einem Jahr spülte das Elbehochwasser auch in Magdeburg
Millionenwerte weg. An vielen Orten sind die Schäden beseitigt. Doch
nicht überall. So sind im Technischen Polizeiamt in Rothensee die
Schäden bis heute unübersehbar.

Von Martin Rieß 26.08.2014, 10:13

Magdeburg l Dass das Elbehochwasser bis in den Magdeburger Stadtteil Rothensee fließen könnte, damit haben vor etwas mehr als einem Jahr die wenigsten Menschen gerechnet. Und dass auch die Behörden einigermaßen ahnungslos waren, zeigt das Technische Polizeiamt (TPA) am August-Bebel-Damm. "Und dann musste alles ganz schnell gehen", erinnert sich TPA-Sprecher Axel Vösterling. Erst die eigenen Mitarbeiter, dann alle verfügbaren Studenten aus der Fachhochschule der Polizei in Aschersleben. In aller Eile zogen die einen Sandsackwall hoch, und als das Wasser begann, von unten durch das Erdreich zu drücken, waren die Mitarbeiter im Technischen Polizeiamt froh über jede helfende Hand. Neben Feuerwehren waren das auch THW und Freiwillige.

Hilfe, die dringend notwendig war - und zwar nicht zum Selbstzweck, wie der heutige Direktor des Technischen Polizeiamtes Sachsen-Anhalt Gerhard Dumstorff deutlich macht. Denn Rothensee war zu dieser Zeit nicht allein ein Ort, an dem technische Dienstleistungen gebündelt oder wo die Kurse für Polizisten aus ganz Sachsen-Anhalt gegeben wurden. Vielmehr war hier auch jede Menge Rechentechnik stationiert. Rechentechnik, die den größten Teil der Kommunikation zwischen den Einsatzkräften im Land sicherstellt. Gerhard Dumstorff: "Das Technische Polizeiamt musste unbedingt geschützt werden - ansonsten wäre die Kommunikation zwischen den Hilfsdiensten zusammengebrochen." Und zwar nicht nur in Magdeburg, sondern auch in den anderen Regionen.

Pumpen gegen Flut

Mit Hochleistungspumpen versuchten die Helfer das Wasser, was durch das Erdreich drückte, wieder in Richtung August-Bebel-Damm zu befördern. Kein einfaches Unterfangen. Denn zum einen mussten ja zwischendurch immer wieder die Sandsackwälle ausgebessert werden. Axel Vösterling erläutert: "Es ist ja klar, dass die einer dauerhaften Belastung durch die Wassermassen nicht standhalten können." Teilweise wurden bereits zweite Linien angelegt, um eine Reserve für die durchgeweichten Linien zu bilden. Und das andere Problem: Das Technische Polizeiamt war zu diesem Zeitpunkt so etwas wie vom Wasser eingekesselt. Entsprechend drückte das unheilvolle Nass von allen Seiten aus dem durchgeweichten Boden. Und das führte dazu, dass das Wasser in die Keller lief und Bilder lieferte, als sei der Sandsackwall gerade gebrochen.

Gerade zu Beginn der Arbeiten hatte das benachbarte Solarfeld den Einsatzkräften Sorgen bereitet: Das Wasser stieg und stieg - und die Solarzellen lieferten unablässig Strom. Dank des sonnigen Wetters eine echte Gefahr für die Menschen. Und, wie sich Axel Vösterling erinnert: Es habe seine Zeit gedauert, um den Besitzer des Geländes ausfindig zu machen und das Feld vom Netz nehmen zu können.

Doch das, was zwischenzeitlich unmöglich erschien, gelang: Die Technik wurde gerettet. Das Wasser konnte so weit aufgehalten werden, dass die Rechner noch rechtzeitig abgebaut werden konnten. Die Schwierigkeit bestand damals darin, sie an einem sicheren Ort wieder aufzubauen. Gerhard Dumstorff erläutert: "Sie können sich ja vorstellen, dass dafür ein Ort gefunden werden musste, der ausreichend Sicherheit bietet, aber wo eben auch der Platz ausreicht und an dem die Geräte ausreichend gekühlt werden können." Denn eine Überhitzung hätte für die Kommunikationstechnik ähnlich gravierende Folgen gehabt wie ein Wassereinbruch.

Die Rechner sind nicht an ihren alten Standort im Technischen Polizeiamt am August-Bebel-Damm zurückgekehrt. Die beiden Männer vom TPA wollen nicht verraten, wo der neue Standort ist. "Wir wollen ja keine bösen Jungs auf dumme Gedanken bringen", sagt Axel Vösterling.

Dort wo ein Teil der Kommunikationstechnik vor etwas mehr als einem Jahr noch stand - in den Untergeschossen und in Kellerräumen - dort herrscht heute gähnende Leere. Und nach wie vor steigt den Besuchern dieser Räume der modrig-feuchte Geruch des Hochwassers in die Nase. Die unteren Teile der Gebäude sind stillgelegt. Und auch in Zukunft werden hier keine Mitarbeiter des Technischen Polizeiamtes mehr ihren Dienst tun und zum Beispiel Schulungen halten.

Umzug statt Sanierung

Im hinteren Bereich des TPA-Geländes auf dem einstigen Areal der Brabag befindet sich eine Turnhalle. Hier ein ähnliches Bild wie in den Kellerräumen. Das Parkett wellt sich bis heute in die Höhe. Sport wird hier schon lange nicht mehr getrieben. An einer Straße über das Gelände markieren ein paar Kegel eine Stelle, die unterspült wurde und unter der sich bis heute ein Hohlraum befindet. Gerhahard Dumstorff erklärt, warum hier nicht mehr investiert wurde und die Mitarbeiter in jenen Räumen zusammenrücken müssen, die trocken geblieben waren: "Wir werden den Standort aufgeben." Allerdings ist weder klar, wo sich das künftige Technische Polizeiamt befinden wird, noch wo der neue Standort aussehen soll. Das hat nämlich nicht nur etwas mit dem Hochwasser zu tun, sondern auch damit, was die Strukturreform der sachsen-anhaltischen Polizei für Standortentscheidungen beschert. Noch sind sich die Politiker der Koalition über die Grenzen ihrer Partei hinweg nicht einig, wie die Polizei und damit auch das Technische Polizeiamt künftig aufgestellt sein werden.

Weitere Bilder unter www.volksstimme.de/magdeburg im Internet.