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1200 Jahre Magdeburg Stadtschreiberin kritisiert Geschichtsausstellung

23.09.2014, 03:14

Magdeburg l In einem Eintrag auf ihrer Internetseite geht Stadtschreiberin Anja Tuckermann mit einer Ausstellung über die Stadtgeschichte Magdeburgs im City Carré hart ins Gericht. Sie wirft den Ausstellungsmachern Geschichtsfälschung vor. Der Autor des Buches, auf dessen Grundlage die Ausstellung beruht, bezeichnet die Vorwürfe hingegen als haltlos.

Worum geht es? Das City- Carré zeigt derzeit die Ausstellung "Es war einmal in Magdeburg". Auf 26 Bildtafeln werden mehr als 1200 Jahre Stadtgeschichte erzählt. Behandelt werden vor allem prägende Ereignisse der Magdeburger Stadtentwicklung. Los geht die Geschichte im Jahr 805 (Erwähnung Magdeburgs) und endet mit dem Hochwasser im Jahr 2013. Grundlage für die Ausstellung ist das Buch "Kleine Stadtgeschichte von Magdeburg". Darin sind insgesamt 37 Stadt-Episoden dargestellt. Die Ausstellung zeigt "die schönsten Episoden aus diesem Buch" und ist seit dem 4. September zu sehen.

In ihrem Eintrag auf ihrer Internetseite kritisiert Stadtschreiberin Anja Tuckermann diese Auswahl nun heftig. "Die Zeiten der Scheinheiligkeit sind doch längst vorbei, als plötzlich niemand ein Nazi gewesen ist, es plötzlich nur Opfer gab und man dachte, durch Schweigen verschwinden unangenehme Sachen irgendwie von selbst. Irrtum", heißt es da etwa.

Tuckermann wirft den Ausstellungsmachern vor, den Ersten Weltkrieg ganz auszuklammern und den Zweiten Weltkrieg nur unzureichend zu behandeln. "Der Erste Weltkrieg findet nicht statt. Der Zweite Weltkrieg fängt an und kommt nicht mehr vor. Das, was nicht war, ist auf einmal vorbei. Man weiß genau, was damals geschehen ist, wer alles verfolgt und denunziert wurde und wie es zum Krieg kam", sagt sie. Es sei auch verfälschend, wenn man Sachen weglasse. Anja Tuckermann wurde vergangenes Jahr unter 61 Bewerbern als Stadtschreiberin ausgewählt und hat das Amt noch bis Ende dieses Monats inne. Neben inhaltlichen Fehlern wirft Tuckermann den Ausstellungsmachern vor, die Rollen zu verdrehen. "Warum ist in der Ausstellung von `diesem Hitler` die Rede, mit dem niemand etwas zu tun zu haben schien? Es wird der Eindruck vermittelt, dass die Deutschen ausschließlich Opfer waren."

Autor des Buches über die Magdeburger Stadtgeschichte ist Conrad Engelhardt. Er hat auch die Tafeln für die Ausstellung zusammengestellt. "Der Vorwurf der Geschichtsverfälschung ist nicht nachvollziehbar. Richtig ist, dass der Erste und der Zweite Weltkrieg im Buch behandelt werden. Die Ausstellung im Center zeigt aber aus schlichten Kapazitätsgründen ein Drittel weniger Episoden als das Buch." Das Buch sei ein Episodenwerk aus 37 Bildern, das auswählen müsse. "Der Erste Weltkrieg ist in seinen unmittelbaren Auswirkungen auf die Magdeburger Stadtgeschichte auch nicht so bedeutsam wie der Zweite Weltkrieg. Der Zweite Weltkrieg wird sehr wohl thematisiert. Sowohl im Buch als auch in der Ausstellung", sagte Engelhardt auf Nachfrage der Volksstimme.

Der komplette Eintrag auf der Internetseite der Stadtschreiberin: www.stadtschreiber-magdeburg.de