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Museum in der Staatsbank Herrscher, Bischöfe und der Domplatz

Mit drei Schwerpunkten möchte Museumsleiterin Gabriele Köster mit dem
neuen Dommuseum beim Publikum punkten. 60 bis 70 Prozent der
Ausstellungsstücke dürften aus den jüngsten Grabungen stammen.

Von Martin Rieß 02.11.2014, 10:21

Magdeburg l Wie soll das Dommuseum genau aussehen? Selbst wenn eine Reihe von Fragen noch offen ist, hat Dr. Gabriele Köster, Leiterin der Magdeburger Museen, feste Vorstellungen: "Beim Dommuseum wird es sich um ein Themenmuseum - im Unterschied zum klassischen Sammlungsmuseum - handeln." Einmal abgesehen von fehlenden Flächen am Standort Otto-von-Guericke-Straße 68 bis 73 - ein solches funktioniert umso besser, je näher es sich auch örtlich am Themengeber befindet. "Das ehemalige Bankgebäude unmittelbar am Domplatz ist daher eine hervorragende Entscheidung", sagt die Museumsleiterin.

Die Ausstellung soll sich auf drei Schwerpunkte konzentrieren: Zum Ersten geht es um die Herrschergrablege. Im Mittelpunkt werden dazu die Funde vom Editha-Grab stehen. Gabriele Köster: "Zum Beispiel spielen die Textilien, die in Fragmenten erhalten geblieben sind, eine wichtige Rolle." Und auch der Umbettungssarg aus dem 16. Jahrhundert wird gezeigt. "Er ist ein Sinnbild für den Umgang mit Toten in den vergangenen Jahrhunderten im Allgemeinen und das besondere Verhältnis der Magdeburger zu Editha im Speziellen." Der allgemeine Aspekt: Gerade die Wohlhabenden wurden früher in oder direkt an Kirchen beigesetzt - an den Zentren des Lebens und nicht auf Friedhöfen also. Und was Editha angeht: Ihr Grab war zunächst so platziert, dass an ihm vorbei Prozessionen stattfinden konnten. Gabriele Köster: "Interessant ist die Umbettung. Denn sie könnte ein Zeichen dafür sein, dass Editha kurz davor stand, offiziell in den Heiligenstand erhoben zu werden." Dazwischen kam seinerzeit wohl die Reformation.

Interessant ist Magdeburg, da es vergleichbare Grabanlagen in Deutschland ansonsten nur in Aachen und Speyer gibt - Städte also, die bei der Präsentation ihrer kaiserlichen Geschichte ein paar Jahre Vorsprung vor den Magdeburgern haben.

Zum Zweiten werden die Magdeburger Erzbischöfe zu einem Schwerpunkt. Das Wichmann-Grab aus dem 12. Jahrhundert war 2010 geöffnet worden. Gabriele Köster: "Auch mit den Funden aus diesem Grab können wir die europäische Dimension des Aktionskreises der Magdeburger Erzbischöfe dokumentieren." Denn unter den Textilien befinden sich feine italienische Seidenstoffe, die zweifelsohne seinerzeit nicht bei einem Herrenausstatter in der Elbestadt zu kaufen waren. Die Ausstattung unterstreicht Erzbischof Wichmanns Bedeutung: Er hatte mit seinem Verhandlungsgeschick maßgeblich zum Frieden zwischen Kaiser Friedrich Barbarossa und Papst Alexander III beigetragen.

Dritter Schwerpunkt ist der Wandel des Domplatzes im Laufe der vergangenen Jahrhunderte. Gabriele Köster: "Vielen Menschen ist nicht bewusst, dass Magdeburg bis ins späte Mittelalter nach Köln die zweitwichtigste Stadt war. Das spiegelte sich auch in der Größe und Einwohnerzahl wider."

Spannend ist die Frage, wie die Funde präsentiert werden können. Sprich: Die reine Vitrinenschau mit langen Lesetexten entspricht nicht mehr den Nutzungsgewohnheiten der Menschen. Wenn es also kein modernes Ausstellungskonzept gibt, dann werden die Besucher ausbleiben.

Kinder ebenso wie Experten ansprechen

Gabriele Köster: "Eine große Herausforderung ist aus museologischer Sicht natürlich eine Präsentation zu schaffen, die sowohl Kinder als auch Experten anspricht." Eingesetzt werden sollen dazu moderne Medien: 3-D-Animationen, vielleicht auch das eine oder andere interaktive Element. Gabriele Köster: "Vorbildhaft für eine ansprechende und moderne Präsentation von Museumsinhalten ist das Auswanderermuseum in Bremerhaven: Dort schlüpft der Besucher in die Rolle eines Auswanderers, taucht also hautnah in die Geschichte ein." Für die genauen Details der Magdeburger Ausstellung müsse ein professioneller und hochkarätiger Ausstellungsgestalter engagiert werden, der sich auch auf die baulichen Einzelheiten des Dommuseums einlässt.

Bis dieser aber zum Zug kommt, muss noch viel Vorarbeit geleistet werden. Und zwar von einer ganzen Reihe an Akteuren: Natürlich ist das Kulturhistorische Museum an der Arbeit beteiligt. Wichtige Beiträge leisten aber auch das Landesamt für Archäologie in Halle. Von ihm werden 60 bis 70 Prozent der Ausstellungsstücke als Dauerleihgabe kommen, der Rest stammt von früheren Grabungen in Magdeburg. Auch die Stiftung Dome und Schlösser unterstützt den Aufbau des Dommuseums. Das Zentrum für Mittelalterforschung bringt sich ebenso ein.

Was den Zeithorizont angeht, so gibt sich die Museumschefin zurückhaltend: Ob bereits im ersten Halbjahr 2017 eröffnet werden kann, wie bisher angestrebt, hängt von dem Beginn und Fortgang der baulichen Sanierung der ehemaligen Reichsbank ab. Sie sagt: "Es soll ja kein Schnellschuss werden, sondern eine Investition auf lange Zeit."

Was die baulichen Veränderungen am alten Bankgebäude angeht, sei die Öffnung des Gebäudes zur Nordseite (Lothar-Kreyssig-Straße/Bürgerdenkmal) wichtig. Die Stirnseiten an dem denkmalgeschützten Gebäude, dessen Äußeres nicht ohne Not verändert werden darf, glichen dem Blick auf eine Trutzburg. "Die Nordseite mit der Schalterhalle wirkt doch da viel freundlicher",sagt Gabriele Köster.