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Erster Weltkrieg So war die "Heimatfront" in Magdeburg

Von Peter Ließmann 19.11.2014, 02:16

Magdeburg l Der Erste Weltkrieg glich in der historischen Forschung, bezogen auf Magdeburg, einem "weißen Fleck". Es gibt zwar reichlich Quellen, aus denen sich Rückschlüsse über das Leben in Magdeburg von 1914 bis 1918 ziehen lassen, wissenschaftlich zusammengeführt wurden sie allerdings allenfalls halbherzig oder durch eine "ideologische Brille" gefiltert. "Diese Lücke haben wir jetzt geschlossen", sagte gestern Dr. Maren Ballerstedt, Leiterin des Stadtarchivs. Zusammen mit Dr. Gabriele Köster, Leiterin des Kulturhistorischen Museums, und Dr. Maik Hattenhorst, in der Stadtbibliothek zuständig für Öffentlichkeitsarbeit, hat Maren Ballerstedt jetzt den 6. Band der "Magdeburger Schriften" herausgegeben. Der Titel: "Magdeburg im Ersten Weltkrieg 1914 bis 1918 - Eine Großstadt an der Heimatfront".

Über 500 Seiten hat das Werk, in dem 27 Autoren die "Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts", so wie sie sich in Magdeburg abgespielt hat, aus den verschiedensten wissenschaftlichen Richtungen betrachten. Es sei ein Blick "nach innen", sagte Hattenhorst.

Nicht die Ereignisse an der Westfront, sondern die an der "Heimatfront" will das Buch darstellen. Wie war die Lebensmittelversorgung, wie das Gesundheitswesen und wie wurde an die Gefallenen erinnert? Welchen Anteil hatte die Volksbildung an der ideologischen Mobilmachung? Hunger, Kohlenmangel, die Fürsorge für Verwundete und Hinterbliebene sind ebenfalls Themen. Sogar eine spezielle "Kriegsmode" haben die Autoren entdeckt und dass der Erfinder eines Mittels gegen Läuse, eine Plage in den deutschen Schützengräben, aus Magdeburg stammt. Hinlänglich bekannt: Der erste gefallene Soldat des Ersten Weltkriegs war ein Magdeburger: Albert Meyer. "Das Buch erzählt die Familiengeschichte von Albert Meyer, die einer Parabel auf den Niedergang des Bürgertums gleicht", so Maik Hattenhorst. Fast wie "ein Krimi" lese sich das Kapitel über die Einrichtung eines Gefallenen-Friedhofs, macht Maren Ballerstadt auf das Buch neugierig. "Ich will den Ausgang nicht verraten, aber der ist spannend." Am Ende des Bandes wird noch eine Einordnung Magdeburgs in die Revolution von 1918 gewagt.

Mit eine der Grundlagen für das Buch ist die gute Zusammenarbeit mit den Historikern der Otto-von-Guericke-Universität. "Für mich ein Beweis, dass die Geisteswissenschaften unbedingt in Magdeburg bleiben müssen", forderte Matthias Puhle, Magdeburgs neuer Kulturbeigeordneter, während der Präsentation im Stadtarchiv.

"Magdeburg im Ersten Weltkrieg 1914 bis 1918 - Eine Großstadt an der Heimatfront", Magdeburger Schriften, Bd. 6, Mitteldeutscher Verlag Halle, ISBN 978-3-95462-307-5