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Grundschule am Lorenzweg Statt Zaun eine Einladung an die Flüchtlinge

Einstimmig hat sich der Schulelternrat der Grundschule Kritzmannstraße
gegen den Bau eines Zauns um die Flüchtlingsunterkunft Lorenzweg
entschieden. Rechte hatten mit einer auf dem Schulgelände verteilten
Hetzschrift versucht, Stimmung gegen die neuen Nachbarn zu machen.

16.01.2015, 02:01

Magdeburg l Zwischen der Grundschule Kritzmannstraße und der Flüchtlingsunterkunft Lorenzweg soll kein Zaun gebaut werden. Das haben der Schulelternrat der Grundschule und Elternvertreter der auch im selben Gebäudekomplex untergebrachten "Neuen Schule Magdeburg" am Mittwochabend bei einer Sondersitzung einstimmig entschieden. Oberbürgermeister Lutz Trümper sagte der Volksstimme, dass er das Votum der Eltern respektieren und die Stadt nun keinen Zaun bauen werde.

Rechtsextreme hatten seit Tagen versucht, Stimmung gegen das neue Flüchtlingsheim Lorenzweg zu machen. Montagnacht war von Unbekannten auf dem Schulgelände eine Hetzschrift mit lauter Vorverurteilungen und aus der Luft gegriffenen Behauptungen gegen die Flüchtlinge an mehreren Fensterscheiben angebracht worden. Eine ähnliche Aktion hatte es bereits Mitte Dezember gegeben. In den Schreiben wurde unter anderem behauptet, dass Kinder fotografiert und Süßigkeiten an sie verteilt worden seien.

Grundlage dafür waren unter anderem Gerüchte, die einzelne Eltern in die Welt gesetzt hatten. Eine Mutter hatte Trümper dann offiziell aufgefordert, zwischen Schule und Unterkunft einen Zaun zu bauen - was die Stadt auch zusagte. Anfang dieser Woche war bereits ein Vermessungsteam vor Ort. Baustart für den Zaun sollte ebenfalls noch in dieser Woche sein.

Vergangenen Mittwochabend fand in der Grundschule nun die Krisensitzung der Elternvertreter statt, bei der über den Zaunbau abgestimmt wurde. Dabei herrschte bei den Eltern Einigkeit darüber, dass man sich nicht von Rechten in eine Ecke drängen lassen wolle. So sagte etwa eine Mutter: "Ich halte einen Zaun für vollkommenen Quatsch. Es kann nicht sein, dass hier einige wenige Stimmung machen."

Mehrere Eltern berichteten, dass sie mit ihren Kindern gesprochen hätten. Kein einziges Kind habe über Probleme mit den neuen Nachbarn berichtet. "Man muss sich das mal vorstellen. Da kommen Leute in unser Land und wir bauen erst mal einen Zaun um die rum. Ich halte das für diskriminierend", sagte eine Mutter.

Schulleiterin Anke Geuder kündigte an, dass man versuchen werde, Flüchtlinge im Zuge des Ethikunterrichts in die Schule einzuladen. So könnten sich beide Seiten einmal kennenlernen.