Magdeburger des Jahres Kein Kaffee für Nazis

Von Marco Papritz 19.01.2015, 02:08

Magdeburg l "Wir servieren Zivilcourage". Das ist die Botschaft, die Karolin Köppe und ihr Partner Andreas Bellini mit einer Aktion für Zivilcourage verbreiten. Start ist nicht ganz zufällig am Weltfriedenstag im September des vergangenen Jahres. Damit soll ein Zeichen gesetzt und es sollen andere Gastronomen animiert werden, eben jene in die Schranken zu weisen, die es auf sie abgesehen hatten.

Dabei war es nur ein kleiner Aushang, der im Kaffeehaus "Strudelhof" an der Guerickestraße für Rechtsradikale zum großen Ärgernis wurde. Die Nachricht hatte es freilich in sich: Vor fast einem Jahr zierte eine Hitler-Karikatur das Schaufenster. Darunter stand der Spruch "Kein Kaffee für Dich und Deine Freunde" und die Mitteilung, dass das Kaffeehaus geschlossen bleibe. Denn die Betreiber nahmen an einer Demonstration gegen einen Rechtenaufmarsch teil, der anlässlich der Bombardierung Magdeburgs anstand.

Karolin Köppe und Andreas Bellini wollten gegen die Nazi-Demonstration protestieren und Gesicht zeigen gegen rechte Tendenzen in der Gesellschaft. Dies taten sie auch, aber anders als zunächst geplant. Denn der kleine Aushang wird im Januar des vergangenen Jahres mit Steinen quittiert, die im Schaufenster landen.

Ein halbes Jahr vorher sind Karolin Köppe, eine Magdeburgerin, und Andreas Bellini aus Potsdam angetreten, um in der Stadt mit ihrem kleinen Café die Kaffeehauskultur zu bereichern. Freunde verabreden sich hier, junge und alte Besucher sitzen gemeinsam an Tischen, ein angenehmer Mix aus Kaffeegeruch und Kuchenduft liegt in der Luft. Die Idylle wird getrübt. Denn nach der Rechtenattacke sieht sich das Paar mit der Frage konfrontiert, ob es ihre Zelte wieder abbrechen soll. Es folgt eine Trotzreaktion. Nein, einschüchtern lassen wollen sie sich nicht!

Zehn Einrichtungen schließen sich der Aktion an und zeigen, dass sie ebenfalls Zivilcourage servieren. Andere Restaurants, die vom Paar angesprochen werden, enthalten sich. Zu groß ist die Angst, Reaktionen aus der rechten Ecke zu provozieren.

Die richten sich auch weiterhin gegen den Strudelhof. Es kommt zum Beispiel vor, dass sich Unbekannte vor dem Café zum Hitlergruß aufbauen. Doch ihnen will das Paar die Stadt nicht überlassen. Der Protest bleibt und wird von den Strudelhof-Gästen mitgetragen.

Angesichts wirtschaftlicher Zwänge ist der Einsatz des Paares nicht selbstverständlich und birgt ein existenzielles Risiko. Denn Zivilcourage und Mut decken weder Betriebskosten noch Kredite. Aber sie sind ein Zeichen gegen Fremdenfeindlichkeit, Hass und Hetzer. Ein Zeichen, das aktueller ist den je in Zeiten, in denen sich Tausende bei Pediga-Treffen einfinden, in denen Magida-Treffen angekündigt werden. Mögen Zivilcourage und Mut mit zu den Zutaten gehören, die im "Strudelhof" nicht ausgehen.