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Junges Kabarett Fabelhafte Dauerbekriselung bei den Magdeburger "PoEnten"

Von Olaf Kirmis 23.01.2015, 01:07

Magdeburg l Wer glaubt, dass politisch-satirisches Kabarett ein Alleinstellungsmerkmal der Altersklasse Ü50 ist, hatte kürzlich die Gelegenheit, sich eines Besseren belehren zu lassen. Das junge Magdeburger Kabarett "Die PoEnten" präsentierte sich mit seinem aktuellen Programm: "Dauerbekriselung - Ein Patentrezept" in der Feuerwache. In dem gut einstündigen Programm gerät Familie Mustermann in die Mühlen der großen Politik.

Familie Mustermann bekommt Besuch von Tante Nadja und Onkel Herbert. Letzterer quittiert seinen Dienst bei der Bundeswehr, weil ihm die familienpolitischen Pläne der Ministerin von der Leyen bei der Bundeswehr zu weit gehen. Wo käme man denn hin, wenn man nicht mal im Krieg Ruhe vor den Gören hätte. Wenn Familie Mustermann über das Spiel die "Siedler von Catan" die Flüchtlingsproblematik aufnimmt, bleibt einem schon mal das Lachen im Halse stecken. Da werden Flüchtlinge gegen Trinkwasser getauscht oder eben auch Waffen von "Heckler Koch", die hoffentlich sicher sind, "nicht dass sich jemand verletzt".

Schön auch, wenn Andreas Storch als Peter Lustig den Versuch unternimmt, den Unterschied zwischen der E-Mail und der De-Mail zu erklären und am Ende wohl selbst nicht ganz überzeugt wirkt, ob es da wohl einen gibt. Oder wenn Tante Nadja (Christine Leupold) für ihre Bewerbung bei einem katholischen Kindergarten das Glaubensbekenntnis übt, welches ihr nur schwer über die Lippen geht. Aber: "Ohne Konfession keinen Lohn". Die Akteure auf der Bühne, Christine Leupold, Steffi Weinhold, Thomas Engels, Andreas Storch und Rainer Skistims an der Technik, liefern gutes Kabarett.

Und man merkt, dass neue Generationen am Werke sind. Die Generation "Facebook" nimmt sich dieses Themas an. Mit musikalischer Leichtigkeit wird hier durchgespielt was passiert, wenn "Facebook" ausfällt und wie es wäre, müsste man all die Banalitäten, die man dort sonst mitteilt, nunmehr analog vermitteln. Das fängt bei 15 Telefonanrufen an, um seinen Freunden zu erzählen, welchen Frühstückstoast man gerade isst und endet bei der Pinnwand auf dem Rücken, auf der Mitteilungen hinterlassen werden können. Das Lied hat das Zeug zum Hit!

Der Versuch der Familie Mustermann, ihren Sohn Tommi per Kameraüberwachung zu vertrauen endet im Desaster, der Überwachung der Eltern durch den Sohn selbst und dem Eingreifen der NSA, weil Sohn Tommi unter Terrorverdacht steht. Man gibt das Material vertrauensvoll der NSA zur Auswertung, lehnt sich beruhigt zurück und ist wieder angekommen in der "Friede-Freude-Eierkuchen-Welt".

Die Texte haben die Akteure gemeinsam geschrieben. Das macht auch die Glaubwürdigkeit des Programms aus. Premierenbedingte Unsicherheiten sind sicher bald verschwunden. In der Kürze liegt in diesem Fall die Würze. Aber ansonsten: Gerne noch mehr davon!

Weiterer Termin: 26. Februar, 20 Uhr, in der Feuerwache.