1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Magdeburg
  6. >
  7. Handwerker setzen auf die Gemeinschaft

Kreishandwerkerschaft Börde-Elbe Handwerker setzen auf die Gemeinschaft

Frank Rüdrich verlässt die Kreishandwerkerschaft Elbe-Börde. Er geht eher als geplant in den Ruhestand und bekennt: Die früheren Kreishandwerkerschaften zusammenzuführen, hat viel Kraft gekostet.

Von Martin Rieß 25.01.2015, 11:22

Magdeburg l Frank Rüdrich, bislang Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Elbe-Börde, geht Ende Januar in den Ruhestand. Er beantwortete Redakteur Martin Rieß einige Fragen dazu, welche Aufgaben jetzt anstehen.

Volksstimme: Seit dem 1. November 2010 haben Sie die Kreishandwerkerschaft Elbe-Börde geführt. Was sind die wichtigsten Eckpunkte Ihrer Arbeit seitdem?

Frank Rüdrich: Das war die Fusion der Kreishandwerkerschaften in Magdeburg und Umgebung. Klar ist ja, dass eine Vielzahl unterschiedlicher Herangehensweisen und unterschiedlicher Traditionen unter einen Hut gebracht werden mussten. Zum Ende meiner Dienstzeit möchte ich sagen, dass die Handwerkergremien der Region auf einer sehr sachlichen Diskussionsebene angekommen sind. Das ist für die Zukunft natürlich wichtig.

Und doch bleiben sicher einige Aufgaben für Ihre Nachfolgerin Diane Sommer.

Das ist gar keine Frage. Ich denke, dass eine der wichtigsten Aufgaben darin besteht, eine Vollversammlung für die gesamte Region zu etablieren, so dass nicht mehr alle Belange der Handwerker in der Region auf der Ebene der alten Kreise eine Mehrheit finden müssen. Die Bedeutung der Regionalversammlungen sollte in Zukunft darin liegen, die Belange der Handwerker vor Ort zu vertreten - zum Beispiel gegenüber den Kommunen - und die Vollversammlung und die Geschäftsführung der gesamten Kreishandwerkerschaft zu beraten.

Die Kreishandwerkerschaften haben es allesamt nicht einfach, da sie Handwerker oft nicht zur Mitarbeit in dem freiwilligen Zusammenschluss begeistern können.

Nach wie vor sind die Kreishandwerkerschaften ein Größe in der Region. Wir vertreten 1070 Mitgliedsbetriebe in 52 Innungen in Magdeburg und den benachbarten Landkreisen. Dennoch ist es tatsächlich oft nicht einfach, gerade junge Handwerker zum Mitmachen zu bewegen. Ihnen sollte aber klar sein, dass die Kreishandwerkerschaften die besten Vertreter des Handwerks vor Ort sind. Keine andere Organisation kann so gut die Interessen der Unternehmen in der breiten Fläche vertreten.

Zudem ist es in der Gemeinschaft aussichtsreicher, sich den Anforderungen an die Zukunft zu stellen. Ein Stichwort ist in diesem Zusammenhang der fehlende Nachwuchs. Mit der Messe Handwerk4you in Zusammenarbeit mit der Handwerkskammer gibt es da vielversprechende Ansätze, die von einem einzelnen Unternehmen kaum zu meisten wären. Und auch die Arbeit in den Innungen, die ja wesentlich an der Ausbildung mitwirken, ist ein Beitrag in die Zukunft des Handwerks. Weitere wichtige Themen, an denen gemeinsam entwickelte Ideen weiterhelfen können, sind beispielsweise die Altersvorsorge und die Unternehmensnachfolge. Dies alles sind existenzielle Fragen für viele Betriebe, auf die es zwar keine pauschalen Antworten gibt, für die es als Einzelkämpfer aber besonders schwer ist, Lösungen zu finden. Um Ideen zu diesen Punkten zu finden und weiterzuentwickeln ist es wichtig, dass möglichst viele Handwerker in den Kreishandwerkerschaften mitwirken.

Sie haben die Nachwuchsgewinnung angesprochen ...

Das ist wirklich ein gutes Beispiel. Wenn es um die Vermittlung von Motivation und Leistungsbereitschaft geht, sind Elternhaus und Schule gefragt. Aber wenn es darum geht, die vielfältigen Möglichkeiten des Handwerks zu zeigen, dann ist das eine Aufgabe für die Betriebe. Und hier sehe ich die Aufgabe der Kreishandwerkerschaft, Angebote - die es ja in großer Zahl gibt - zu bündeln und Kontakte zwischen Betrieben einerseits und Schulen und Schülern andererseits vor Ort zu vermitteln.

Ursprünglich wollten Sie ja den Posten bis 65 bekleiden - jetzt sind Sie gerade 63 Jahre alt geworden. Wie kam es zu dem Sinneswandel?

Zugegebenermaßen ist es sehr kräftezehrend, die gleichen Punkte vor den Regionalversammlungen immer wieder verteidigen und diskutieren zu müssen. Jetzt ist die Kreishandwerkerschaft an einem Punkt, wo sie mit einem neuen Geschäftsführer mit neuem Elan ansetzen kann. Der Entschluss, jetzt in den Ruhestand zu gehen, war nicht zuletzt die Erkenntnis, dass die Gesundheit mit dem Alter nicht besser wird und dass man die Zeit, die man hat, nutzen muss.

Was möchten Sie mit Ihrem Ruhestand anfangen?

Privat wollen meine Frau und ich viel reisen. Wir wollen unsere Heimat und die benachbarten Regionen erleben - so, wie es für Berufstätige kaum möglich ist. Außerdem möchte ich mehr Zeit in meine Arbeit im Landes-Fußballverband investieren. Und ich möchte - wenn das gewünscht ist - gern auch dem Handwerk erhalten bleiben. Ich könnte mir gut vorstellen, wieder mehr Verantwortung in der Gebäudereinigerinnung zu übernehmen.