1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Magdeburg
  6. >
  7. Rattenfänger auf dem Ulrichplatz

Schädlingsbekämpfung Rattenfänger auf dem Ulrichplatz

Den Ratten vom Ulrichplatz wird der Kampf angesagt. Schädlingsbekämpfer Thomas Löwe hat dort am Donnerstag Köder ausgelegt.

Von Christina Bendigs 06.02.2015, 02:18

Magdeburg l Allein der Gedanke an eine Ratte kann manchem einen Schauer über den Rücken treiben. Sie dann auch noch ganz ungeniert an einem der belebtesten Orte der Stadt herumstromern zu sehen, bringt gestern zwei Schülerinnen am Ulrichplatz zum Kreischen. Schädlingsbekämpfer Thomas Löwe schmunzelt. Er nimmt`s mit Humor, schließlich ist er schon seit etwa zwei Jahrzehnten im Geschäft und einiges gewöhnt. Im Auftrag der Stadt ist er vor Ort und soll den Ratten auf der Grünfläche, auf der Passanten im Sommer auch gerne mal die Picknickdecke ausbreiten, den Kampf ansagen.

Im Bulli, der von außen keinerlei Hinweise auf seinen Beruf als Schädlingsbekämpfer gibt, hat er Rattenköder und Köderfallen mitgebracht, die er jetzt befüllt. Nicht ohne Grund sei das Fahrzeug unbeschriftet: Wer will schon, dass die ganze Nachbarschaft weiß, wer da gerade zu Gast ist. Auch gestern befüllt Thomas Löwe die Köderfallen zügig und steckt sie in die Eingänge zu den Rattenhöhlen, um möglichst wenig Aufsehen zu erregen. Ganz diskret. Sein Kollege Bernd Braun assistiert. Eine Gefahr für Menschen gehe von den Köderfallen nicht aus. Und auch andere Tiere wie etwa Hunde sollten unbeschadet bleiben. Denn der Köder ist in der Plastikummantelung versteckt und nicht ohne Weiteres zugänglich. Zudem hat die Stadtverwaltung die Rattenburgen mit Bauzäunen abgesperrt.

Vorkoster-Ratte ist nur ein Mythos

Den Ratten allerdings geht es an den Kragen. In dem Köder befindet sich ein Mittel, das die Blutgerinnung hemmt, also das Verschließen von Wunden verhindert. Die Tiere verbluten an kleinen Verletzungen, erklärt Thomas Löwe. Die Ratte werde träger und träger, bis sie schließlich verendet. "Normalerweise passiert das im Bau", sagt er. Aber es sei durchaus möglich, dass eine Ratte auch im Park liegen bleibt. "Wir sind angehalten, die toten Ratten einzusammeln", erzählt er, wenn das auch sehr selten vorkommt. Sie werden auf der Mülldeponie entsorgt. Schon heute will Thomas Löwe die Köder kontrollieren, um zu sehen, ob die Tiere sie angenommen haben. Wenn nicht, muss er ein anderes Präparat verwenden. Mit dem Mythos einer Vorkoster-Ratte räumt er gleich mal auf: "Junge Ratten, die noch unerfahren sind, gehen vielleicht schneller an den Köder. Das könnte den Eindruck erwecken", erzählt er. Im Abstand von etwa fünf Tagen wird zweimal nachgelegt. Wenn die Köder nahezu unberührt bleiben, ist das ein sicheres Zeichen, dass die Ratten fast alle verschwunden sind. Ausrotten werde er die Tiere in dem Bereich jedoch nicht können. Ihre momentane Zahl kann er nur schwer einschätzen, "vielleicht 30 bis 40".

Ratten bekommen etwa 30 Junge pro Jahr

Etwa sechsmal im Jahr sei eine Ratte tragend, durchschnittlich bekomme sie fünf bis sechs Junge pro Wurf, und die wiederum seien ab ihrem dritten Lebensmonat geschlechtsreif.

Die sicherste Methode, der Lage Herr zu werden, sei, den Schädlingen die Nahrungsquelle zu entziehen. Das heißt: Lebensmittel dürfen nicht in den Papierkörben entsorgt, andere Tiere wie Katzen oder Tauben nicht gefüttert werden.

Das sei für die Ratten "wie ein gedeckter Tisch", den sie unter anderem auch in der Kanalisation vorfinden. Dabei kann von ihnen auch eine Gefahr für den Menschen ausgehen. Die Ratten sind durch ihr Leben in der Kanalisation Überträger von Krankheitserregern. Der Biss einer Ratte könne schlimme Folgen haben, ebenso wie das Einatmen von Erregern, die durch Kotecken der Tiere in die Luft geraten. Der Kot sollte deshalb auch nicht mit einem Besen aus dem Hausgebrauch weggekehrt werden. Thomas Löwe rät, mit Wunden auf jeden Fall zum Arzt zu gehen. Eine Ratte beiße in der Regel nur, wenn sie in die Enge getrieben werde.

Gesellschaft auf dem stillen Örtchen

Und wie ist das nun mit der Ratte im Klo? Auch nur ein Mythos? "Nein", sagt der Schädlingsbekämpfer, das sei keine Legende. Etwa drei- bis viermal im Jahr werde Löwe zu solchen Einsätzen gerufen. Die Tiere ziehen sich dorthin, wo sie Nahrung finden. Und wer regelmäßig Essensreste in der Toilette entsorgt, erhöht die Wahrscheinlichkeit, am stillen Örtchen ungewollte Gesellschaft einer Ratte zu bekommen.