Kriminalität in Magdeburg Die Angst schwingt mit

"Wie sicher ist Magdeburg?" Diese Frage lässt Jan Blüher aus der Alten
Neustadt nicht mehr los. Binnen sechs Wochen wurde ihm zweimal das Auto
aufgebrochen. Tatsächlich registriert die Polizei eine Zunahme von
Autoaufbrüchen.

Von Arlette Krickau 28.02.2015, 02:34

Magdeburg l Gleich zwei Einbrüche in sein Auto in nur sechs Wochen. Jan Blüher ist darüber immer noch fassungslos. Mit ruhigem Gewissen kann er sein Auto seither nicht mehr daheim vor der Haustür parken. Die Angst vor einem weiteren Einbruch schwingt immer mit. Das letzte Mal schlugen die Täter in der Nacht zum 20. Februar zu. Radio und Navi fehlen seither. "Und jedes Mal, wenn ich danach die Zeitung las, konnte ich von nur zwei anderen Autobrüchen lesen", erzählt er.

"Nur" sagt er deshalb, weil der Magdeburger daran zweifelt, dass es in einer Nacht nur drei waren. Denn bei beiden Aufbrüchen an seinem Auto wurde sehr sauber gearbeitet, sagt er. "Für mich hört sich das ganz extrem nach Einbrecherbanden an, die sich hier in Magdeburg austoben."

Tatsächlich sind bis zum 19. Februar 220 Diebstahldelikte an und aus Fahrzeugen angezeigt worden, gibt die Polizei auf Volksstimme-Nachfrage an. Dazu zählen sowohl der Aufbruch von Fahrzeugen als auch der Diebstahl an einem Kraftfahrzeug, zum Beispiel Kennzeichendiebstahl, nicht jedoch der Diebstahl von Kraftfahrzeugen an sich.

Die 220 Diebstahlsfälle an und in Pkw stellen eine Steigerung zum Vergleichszeitraum des Vorjahres dar. Vom 1. Januar 2014 bis 19. Februar 2014 gab es nach Auskunft der Polizei-Pressestelle 189 derartige Straftaten.

Bandenkriminalität bei Autoaufbrüchen

Die Polizisten, die vor Ort die Autoaufbrüche dokumentierten, bestätigten Blühers Theorie von Bandenkriminalität bereits, erzählt er. Aus dem Revier heißt es dazu ergänzend: "Häufig werden derartige Taten auch von reisenden Tätern begangen, das heißt, die Täter befinden sich nur für einen kurzen Zeitraum an einem Ort, begehen eine Reihe von Straftaten und reisen dann zum nächsten Ort weiter." Dem nachzukommen, sei sehr schwer, sagt die Polizei.

Außerdem würden sich die Delikte auch über das gesamte Stadtgebiet verteilen. Es gebe keine konkreten Brennpunktgebiete, stellt die Polizei klar. Sie räumt aber auch ein: "Tritt eine Häufung auf, so wie es vor einigen Wochen an Friedhöfen, beziehungsweise an Kindertagesstätten zu verzeichnen war, so werden diese Bereiche auch verstärkt in die Streifentätigkeit einbezogen."

Parteien und Regierung angeschrieben

"Geht man tiefer in die Thematik, spricht alles dafür, dass man sich Sorgen machen muss", sagt Blüher, der aufmerksam die Medien verfolgt. Magdeburg sei Hauptstadt der Ladendiebe, verweist der Elbestädter auf den Artikel in der Volksstimme vom Dienstag dieser Woche. Bei Fahrraddiebstählen stünde man auch weit vorn, "und auch von Kellereinbrüchen hört man immer wieder. Dazu kommen Umstände, die die Polizei nicht besser arbeiten lassen: Überstunden und Kürzungen beim Personal", zählt er auf und fragt sich, wie sich das alles entwickeln soll. Blüher sorgt sich um die Sicherheit in der Stadt. "Es geht mir nicht um meine zwei Aufbrüche, es geht mir um die Sache", betont der in Vereinen und im Sport engagierte Magdeburger. Er wolle dranbleiben am Thema, so betont er.

Deshalb habe er auch die Polizei, die Staatskanzlei, den Ministerpräsidenten, Regierungssprecher Matthias Schuppe sowie CDU und SPD angeschrieben.

Die Polizei habe bereits das Gespräch mit ihm gesucht, und auch die SPD antwortete ihm schnell, dass das Anliegen an die Zuständigen innerhalb der Partei weitergeleitet werde. "Richtig Stellung bezogen hat aber bisher noch niemand", bedauert Jan Blüher.