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Vertragsstrafe gegen Bauunternehmen Vier Monate Bauverzug bei den Ringbrücken

Die Freigabe der Brücken über den Ring am Lorenz- und am Kirschweg muss erneut verschoben werden. Die Bauarbeiten sind damit fast vier Monate im Verzug.

Von Peter Ließmann 05.03.2015, 02:24

Magdeburg l Eigentlich war der 20. Dezember 2014 als Fertigstellungstermin festgeschrieben worden, dann der 28. Februar 2015, nun soll es der 15. April sein. Im vergangenen Juni rückten die Bauleute an den Ringbrücken Lorenzweg und Kirschweg an. Beide Bauwerke mussten komplett saniert werden. Dafür waren Sperrungen für den Autoverkehr unumgänglich, auch auf dem Ring mussten die Baustellen einspurig umfahren werden. Insgesamt 1,8 Millionen Euro investiert die Stadt an öffentlichen Mitteln in beide Brücken. Der Auftrag ging an das Bauunternehmen Grötz GmbH aus Gaggenau in Baden-Württemberg. Die Firma hat eine Niederlassung in Magdeburg. Und die hat ein Problem mit den beiden Brücken. Welches, wollte das Unternehmen nicht sagen. "Unternehmens- philosophie" sei es, keine öffentlichen Stellungnahmen zu Bauprojekten abzugeben, sagte der Bauleiter vor Ort. Und beendete das Telefonat mit der Volksstimme.

1800 Euro täglich
Dass die Nerven auf den beiden Baustellen blankliegen, verwundert nicht, denn jeder Tag, den die Baumaßnahme länger dauert, schmälert den Gewinn des Unternehmens. Die Stadt hat jetzt als Auftraggeber von ihrem Recht der Vertragsstrafe Gebauch gemacht. "Das sind pro Tag 0,1 Prozent der Auftragssumme, die abgezogen werden", sagt Thorsten Gebhardt, Chef des Magdeburger Tiefbauamtes. Rund 1800 Euro für jeden Verzögerungstag, am Ende könnten es 80000 bis 90000 Euro werden. Das tut weh.

Thorsten Gebhardt erläutert das Problem. Für die beiden Brücken sind Fahrbahnanschlusskonstruktionen notwendig. Diese Elemente werden an den beiden Brückenanschlussstellen zwischen Straße und Brückenelement eingebaut. Sie sollen das temperaturbedingte Ausdehnen und Zusammenziehen der Brückenfahrbahn ausgleichen und das Aneinanderstoßen von Brücke und Straße (Lorenz- und Kirschweg) verhindern. Diese Anschlusskonstruktionen sind aufwendige Bauteile aus Stahl und Gummimatten und werden in Deutschland nur von zwei Firmen hergestellt, so der Tiefbauamtsleiter. "Und das von der Firma Grötz beauftragte Unternehmen hat nicht fristgerecht geliefert. Darum die Verzögerung." Die Bauteile wurden erst im vergangenen Dezember angeliefert, "zu spät, denn die entstandene Verzögerung lässt sich nicht wirklich aufholen. Wichtige Bauarbeiten, zum Beispiel mit Flüssigbeton, können erst nach dem Einbau der Elemente begonnen werden", erläutert Gebhardt das Problem.

Lieferprobleme
Und dann verlagerte sich das Projekt auch noch in die wirklich kalte Jahreszeit. Das heißt, zeitweise konnte im Januar und Februar bei Frost nicht gearbeitet werden. Da half auch nicht, dass die Baufirma Zelte aufgestellt hat, um darunter weitermachen zu können.

"So zieht ein Problem das nächste hinter sich her", sagt Thorsten Gebhardt, der aber keinen Zweifel daran aufkommen lässt, dass die Stadt als Auftraggeber das Bauunternehmen Grötz dafür verantwortlich macht. "Wir haben mit der Firma die Verträge abgeschlossen, das ist Fakt, und sie ist unser alleiniger Ansprechpartner", sagt Gebhardt, der durchaus Verständnis für die Situation des Bauunternehmens hat. Aber als öffentlicher Auftraggeber könne die Stadt nur so handeln. "Wir müssen und wir wollen auch Druck machen."

Tiefbauamtsleiter Thorsten Gebhardt geht jetzt aber davon aus, dass der Verkehr über die beiden Brücken am 27. März wieder freigegeben werden kann und die Sanierungen bis zum 15. April abgeschlossen sein werden.