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Die Belegschaft von drei Magdeburger Kindertagesstätten legt heute geschlossen die Arbeit nieder Erzieherinnen im Streik

Von Katja Tessnow 09.04.2015, 03:15

Die Kindertagesstätten Moosmutzel, Waldwuffel und Traumzauberbaum bleiben heute geschlossen. Das Personal streikt für mehr Geld. 455 Kinder sind betroffen. Ihre Eltern müssen die Betreuung privat organisieren.

Magdeburg l Für die meisten der 10000 Magdeburger Kita-Kindern ist heute ein Tag wie jeder andere. In 124 Magdeburger Kitas versehen mehr als 1000 pädagogische Mitarbeiter wie gewohnt ihren Dienst. Allerdings solidarisieren sich viele von ihnen mit jenen 55 Kolleginnen, die heute nicht zur Arbeit erscheinen. Sie stehen bei tariflicher Bezahlung bei der Stadtverwaltung in Lohn und Brot - und sind für den heutigen Tag von ihrer Gewerkschaft zum Streik aufgerufen. Alle anderen Kita-Erzieher in der Stadt sind bei freien Kita-Trägern und nicht tarifgebunden beschäftigt. Sie haben heute kein Streikrecht, aber die Hoffnung, dass Lohnsteigerungen im öffentlichen Dienst sich letztlich auch positiv auf ihre Bezahlung auswirken werden.

Verdi-Gewerkschaftssekretärin Karin Flügel gibt auf Nachfrage zu Protokoll, dass die in Magdeburg zum Streik aufgerufenen Beschäftigten dem Ruf komplett folgen wollen. Die drei kommunal geführten Kitas sind heute leergefegt und abgeschlossen. Eine Notbetreuung wird nicht angeboten. Die Eltern der 455 betroffenen Kinder müssen deren Betreuung privat absichern. Im Internet wurde darüber bereits Unmut laut. Andere Eltern zeigen Verständnis für die Forderung der Erzieherinnen nach besserer Bezahlung und wollen heute mit Kindern im Gewerkschaftshaus Otto-von-Guericke-Straße solidarisch Flagge zeigen. Rund 100 Streikende werden dort ab 8 Uhr erwartet, neben den 55 Kita-Erzieherinnen auch 15 Sozialpädagogen aus den 8 kommunalen Kinder- und Jugendclubs, 15 Kollegen aus dem allgemeinen sozialen Dienst des Jugendamtes sowie Personal aus bestreikten Kitas in Burg.

Konkret fordern die Beschäftigten ob stetig steigender Anforderungen in der Ausbildung und im Berufsalltag eine neue Eingruppierung und im Schnitt zehn Prozent mehr Gehalt. Eine ausgebildete Erzieherin steigt laut Verdi aktuell mit monatlich rund 2300 Euro brutto in den Beruf ein, mit Blick auf eine in der Regel fünfjährige Ausbildung samt Bachelor- oder Masterabschluss deutlich zu wenig aus Gewerkschaftssicht.

Oberbürgermeister Lutz Trümper signalisiert einerseits Verständnis für die Forderung nach besserer Bezahlung, andererseits rechnet er Mehrkosten in Höhe von 6 bis 7 Millionen Euro vor. "Die kämen etwa auf uns zu, wenn Verdi seine Forderungen durchsetzt und die freien Träger bei der Bezahlung ihrer Angestellten nachziehen." Auch für die Personalkosten der freien Träger kommen Stadt und Land auf. Trümper: "Solche Mehrkosten könnte die Stadt niemals alleine tragen. Das hätte Auswirkungen auf die Elternbeiträge."