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Werkschließung Albi-Betriebsrat: "Wir werden kämpfen"

Das Albi-Werk in Magdeburg wird zum 30. September geschlossen. Betriebsratsvorsitzender Detlef Wiese zeigte sich am Freitag verärgert. Er will sich dafür einsetzen, dass die 44 Mitarbeiter zumindest eine Abfindung erhalten.

Von Christina Bendigs 18.04.2015, 03:21

Magdeburg l "Es war krass." Der Betriebsratsvorsitzende des Albi-Werkes in Magdeburg, Detlef Wiese, scheint am Freitag schockiert, nachdem Geschäftsführer Christian Lang die Belegschaft über die bevorstehende Werkschließung informiert hat. Zum 30. September sollen die 44 formell bei der Multi12GmbH angestellten Mitarbeiter die Kündigung erhalten. Auch Detlef Wiese ist betroffen. Seit 1995 arbeitet er dort.

Die Multi12 ist eine 100-prozentige Tochtergesellschaft der Albi GmbH Co.KG, erklärt Geschäftsführer Christian Lang. Das Stammwerk sehe sich durch wirtschaftlichen Druck gezwungen, den Standort Magdeburg zu schließen, das machte er auch während einer Pressekonferenz in Barleben deutlich. "Hoher Kostendruck und harter Preiskampf am rückläufigen Fruchtsaftmarkt haben zu dieser unternehmensstrategischen Entscheidung geführt", begründet Lang.

Arbeitsplatzangebot für Albi-Mitarbeiter

Bis Ende September soll die Produktion in Magdeburg-Rothensee beendet werden. Anschließend sei der Rückbau und Verkauf der Abfüllanlagen und Tanks vorgesehen, schildert Lang. Die Geschäftsführung der Albi GmbH Co. KG habe jedoch beschlossen, allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern einen Arbeitsplatz bei Albi in Bühlenhausen anzubieten. Es sei nun wichtig, die wirtschaftlich gebotene Schließung vorzunehmen und dabei die Interessen der Mitarbeiter zu berücksichtigen. "Wir setzen auf die Flexibilität unserer Mitarbeiter in dieser Phase der Neuausrichtung", betont Lang.

Betriebsrat Wiese sieht 44 Existenzen auf dem Spiel. Die Angebote, bei Bewerbungen zu helfen oder die Mitarbeiter in Bühlenhausen in der Nähe von Ulm, wo Albi seinen Hauptstandort hat, weiterzubeschäftigen, kann Detlef Wiese nur ironisch kommentieren: "Das sind ja nur 600 Kilometer. Da kann man ja einfach dort weiterarbeiten."

Für all jene, die inzwischen Familien haben, Häuser gebaut und Kredite abzuzahlen haben, sei das nicht zumutbar, findet Wiese. Er selbst ist 49 Jahre alt, wird im Sommer 50. Seine Zukunftssorgen sind groß. "Wer stellt mich denn jetzt noch ein?", fragt er und befürchtet, dass er aufgrund seines Alters keinen neuen Job finden werde.

Albi-Betriebsrat will kämpfen

Ob Albi ihn in Bühlenhausen weiterbeschäftigen würde, bezweifelt er auch. Schließlich sei er als Betriebsratsvorsitzender ein unbequemes Gegenüber für die Geschäftsführung gewesen. "Wir haben immer dolle Paroli geboten", erzählt er und erinnert an das Jahr 2006, als der Standort Magdeburg schon einmal zur Debatte gestanden habe.

Was ihn jedoch noch mehr ärgert, seien die uneindeutigen Aussagen, die die Mitarbeiter erhalten hätten. In einem Schreiben an den Betriebsrat hätte es geheißen, dass Abfindungen nicht vorgesehen seien. Während der Betriebsversammlung am Freitag nun hätte Lang gesagt, es müsse jeder Mitarbeiter individuell betrachtet werden.

Wiese versichert, dass er für die Geschäftsführung unbequem bleiben wird: "Wir werden kämpfen, damit die Leute hier zumindest mit einer Abfindung herauskommen." Darauf laufe es für die meisten hinaus. Am Montag findet eine Betriebsversammlung statt, zu der der Betriebsrat einlädt. "Dann fassen wir alle notwendigen Beschlüsse", kündigt Wiese an. Ein Anwalt soll beauftragt werden, auch die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) sei informiert und stehe hinter der Magdeburger Multi12-Belegschaft. Ein schwacher Trost für all jene, die sich nun auf dem Arbeitsmarkt erneut behaupten müssen.