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Familie aus Afghanistan Sieben Monate auf der Flucht

Vizekanzler Sigmar Gabriel hat am Donnerstag die Flüchtlingsunterkunft
in Neu-Olvenstedt besucht. Dort leben auch Vahid und Maryam mit ihrem
Sohn. Die drei haben eine sieben Monate lange Flucht hinter sich.

24.04.2015, 03:24

Magdeburg l Als der SPD-Vorsitzende und Vizekanzler Sigmar Gabriel gemeinsam mit Burkhard Lischka und Oberbürgermeister Lutz Trümper vor die Flüchtlingsunterkunft tritt, sind auf ihn Dutzende Kameras und Mikrofone gerichtet. Abseits beobachtet Vahid die Szenerie neugierig. Der 29-jährige Afghane lebt seit kurzem mit seiner Frau Maryam und Sohn Danial in Magdeburg. "Wir sind glücklich, hier zu sein", sagt er. Vahid und Familie sind damit drei von derzeit 121 Bewohnern der Flüchtlingsunterkunft am Bruno-Taut-Ring.

Vahid erzählt eine Geschichte, die unglaublich klingt, aber nicht untypisch ist. "Wir waren sieben Monate auf der Flucht", sagt er auf Englisch. "Wir mussten Afghanistan wegen den Taliban verlassen." Vahid ist IT-Fachmann. In seiner Heimat hat er für die Isaf-Truppen gearbeitet. Mit deren Abzug sah er keine Zukunft mehr in seiner Heimat. "Wir mussten das Land verlassen", sagt er.

Geflüchtet seien er und seine Familie über den Iran, die Türkei, Griechenland - mit dem Auto, zu Fuß und mit dem Schiff. Gezahlt habe er mehrere Tausend Euro. In Deutschland wurde die Familie in Bayern von der Polizei aufgegriffen. Von dort ging es in die Zentrale Aufnahmestelle in Halberstadt und schließlich nach Magdeburg. "Wir hoffen, dass wir Asyl bekommen. Endlich sind wir in Sicherheit", sagt Vahid. Nun wolle er unter anderem Deutsch lernen.

Ein Punkt, für den auch Gabriel warb. Er sagte, dass Flüchtlinge schneller Deutsch lernen müssten als bislang. "Der Bund muss die Mittel für die Sprachausbildung erhöhen", forderte der SPD-Chef. Auch bei Menschen, die bald wieder in ihre Heimat zurückkehren, halte er es für sinnvoll, dass sie Deutschunterricht bekommen. Außerdem warb er dafür, die Asylverfahren zügiger zu gestalten, gerade bei Fällen, die eindeutig seien.

Gabriel bekräftigte seinen Vorstoß, die Kommunen bei den Kosten für die Unterbringung von Flüchtlingen zu entlasten. "Es kann nicht sein, dass die Städte und Gemeinden sozusagen die Letzten sind, die die Hunde beißen." In Magdeburg sorgt derzeit die Eröffnung einer neuen Gemeinschaftsunterkunft an der Münchenhofstraße für bis zu 500 Personen für Diskussionen. Die Stadt hat die fünf Gebäude von einem privaten Investor für 10 Jahre gemietet und kalkuliert mit 11,5 Millionen Euro. Das Geld bekommt Magdeburg laut Oberbürgermeister Lutz Trümper (SPD) vollständig vom Land Sachsen-Anhalt zurück.