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Funpark-Nachfolger Das schwere Erbe der Magdeburger Music Hall

Von Marco Papritz 27.04.2015, 03:35

Magdeburg l Die Musik aus den Lautsprechern verkündet Liebe für alle, im benachbarten Großraum "Alpenmax" ist bajuwarische Glückseligkeit greifbar und vor dem Haus sorgen Parkplätze dafür, dass die Besucher kurze Wege haben. Die Gegebenheiten sind gut, das Erbe jedoch schwer, sagen Steffen Bernsdorf und Detlef Kleine. Die Unternehmer haben 2013 nach dem Rückzug des Betreibers des Funparks die Diskothek übernommen. Und zwar mit der Hypothek, laut Konzession den alten Namen für ein Jahr weiterzuführen.

Investoren hatten 2006 die Diskothek am Pallasweg mit einer Fläche von 1600 Quadratmetern als eine der größten Partylokalitäten der Stadt eröffnet. Mehr als eine Million Euro sind in den Bau investiert worden, um verschiedene Bereiche thematisch zu gestalten und mit diesen unterschiedliche Interessengruppen als Besucher zu gewinnen.

Verloren hatte in der Zwischenzeit der Ruf: Bewohner ärgerten sich über nächtliche Ruhestörungen der Diskothekbesucher. Dies führte - nach einem Tötungsverbrechen - 2008 dazu, dass Nachtbusse der Magdeburger Verkehrsbetriebe (MVB) direkt vor die Disko fuhren, damit Partygänger nicht den Weg durch das benachbarte Wohnviertel antreten mussten. Mit der Straßenbahntrasse nach Reform, die 2012 eröffnet wurde, verbesserte sich die Anbindung zusätzlich.

Darin sehen die neuen Betreiber einen großen Vorteil: Es können sowohl Besucher aus der Stadt die Diskothek mit dem öffentlichen Personennahverkehr als auch Gäste aus umliegenden Kreisen wie dem Salzlandkreis und dem Bördekreis erreichen. Vom alten Bild wolle man sich lösen, so Bernsdorf. Daher auch der Namenswechsel in Music Hall Magdeburg, der zum Jahreswechsel vollzogen wurde. Umbaumaßnahmen sind während einer mehrwöchigen Schließzeit umgesetzt worden, die dem neuen Konzept der Betreiber entgegenkommen sollen: Zusätzliche Sitzgelegenheiten im Lounegstil sind integriert, der Bereich für die Diskjockeys verändert sowie im Mainfloor (Hauptbereich) die Boxenanlage umgestellt worden.

"Besucher sollen die Möglichkeit haben, sich niederzulassen und miteinander ins Gespräch zu kommen", so Bernsdorf. Man sehe die Music Hall nicht nur als Diskothek, sondern als Eventlokalität, sprich als Ort für Veranstaltungen unterschiedlicher Art. Detlef Kleine: "Die Räume können für Festlichkeiten und Veranstaltungen wie Empfänge, Präsentationen und Feiern gemietet werden." Der Diskobetrieb läuft mit den beiden Betreibern aus Magdeburg auch weiter. Angesprochen werden sollen in den vier Bereichen der Music Hall Besucher im Alter von 16 bis 60 Jahren, die breite Streuung mit Angeboten wie mit sogenannten P16-Partys und Ü30-Partys erzielt werden.

Dem gegenüber steht die Flaute in der Diskoszene: Großraumdiskotheken haben es deutschlandweit seit einiger Zeit schwer, zu überleben. Dies sei laut Steffen Bernsdorf auch auf geburtenarme Jahrgänge zurückzuführen. Und auf einen Wechsel in der Veranstaltungskultur: Aktuell würden Sonderveranstaltungen mehr Besucherinteresse auf sich ziehen als reguläre Diskoveranstaltungen, so Kleine. Daher richten die Music-Hall-Betreiber das Augenmerk auch darauf, neben den eigenen wöchentlichen Sonnabenddiskos Veranstaltungen wie School-is-out-Partys (Ferienbeginnpartys) in ihrer Lokalität ausrichten zu lassen. "Die kamen sehr gut an und zeigen, dass die Music Hall auf dem richtigen Weg ist. Nur - ein neues Konzept benötigt Zeit", sind sich beide einig.

Gegenwind wie bei Lokalitäten wie der Festung Mark, denen von Stadtseite Auflagen für Veranstaltungen auferlegt wurden (die Volksstimme berichtete), gibt es für die Diskothek am Bördepark nicht. "Das Haus befindet sich in einem Mischgebiet. Es ist als Diskothek konzipiert und dementsprechend auch baulich im Mischgebiet umgesetzt worden", so Kleine.