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Ökostrom Genossenschaftler setzen auf die Energiewende

Im Land gibt es nur 20 Energiegenossenschaften. Da ist noch Luft drin, meint Staatssekretärin Tamara Zieschang. Sie unterstützte daher die erste Schulung für entsprechende Projektplaner in Sachsen-Anhalt.

Von Martin Rieß 14.05.2015, 11:49

Magdeburg l Haben trotz sinkender Einspeisevergütungen die regenerativen Energien noch eine Chance? Auf jeden Fall - davon ist auch Tamara Zieschang, Staatssekretärin im sachsen-anhaltischen Wirtschaftsministerium, überzeugt. Aus diesem Grund hatte sie für einen jetzt abgeschlossenen Kurs "Energiewende jetzt" die Schirmherrschaft übernommen. Bei "Energiewende jetzt" hat zum ersten Mal in Sachsen-Anhalt eine Schulung stattgefunden, bei der Projektentwickler für Energiegenossenschaften ausgebildet wurden. Der Kurs fußt auf einem Pilotprojekt aus Rheinland-Pfalz aus dem Jahr 2010, in dessen Zuge bundesweit bereits 200 Projektentwickler geschult wurden. Tamara Zieschang sagt: "Für eine erfolgreiche Energiewende braucht es auch die hohe Akzeptanz in der Bevölkerung. Durch Energiegenossenschaften können sich Bürgerinnen und Bürger für das Gelingen der Energiewende engagieren und davon auch profitieren. Dies stärkt die Akzeptanz. Umso wichtiger ist es, dass die Gründung neuer Energiegenossenschaften auf sicheren Füßen steht."

In Sachsen-Anhalt gebe es bislang gerade einmal 20 Energiegenossenschaften - wesentlich weniger als in anderen Bundesländern. Zur Erzeugung regenerativer Energie sind zwischen Altmark und Burgenlandkreis regenerative Anlagen mit einer Leistung von 6,6 Gigawatt installiert. Für 2030 rechnet das Wirtschaftsministerium mit 8 Gigawatt.

Unterstützt wurde die Schulung von der Evangelischen Kirche Mitteldeutschland. Deren Beauftragter für Umwelt und Entwicklung ist Hans-Jörg Döring. Er sagt: "Es ist wichtig, den Menschen zu zeigen, welche Geschäftsmodelle und welche Ideen funktionieren." Und zwar in erster Linie zum Nutzen der Menschen vor Ort und nicht zum Nutzen von Investoren, die keinen engen Bezug zur Region haben. "In der Schulung, die mit einem Zertifikat abgeschlossen hat, wurde ein großer Teil der Arbeit onlinegestützt absolviert, so dass auch Teilnehmer aus anderen Bundesländern dabei sein konnten." Kombiniert war dieser Online-Anteil mit mehrtägigen Seminaren. "Die Teilnehmenden konnten bereits während des Kurses an konkreten Projekten in Regionalgruppen arbeiten und sich über die Projekte austauschen", berichtet Annette Berger von der Evangelischen Erwachsenenbildung Sachsen-Anhalt.

Unterstützt wurde die Schulung auch von der Magdeburger Helionat-Energiegenossenschaft mit Sitz im Wissenschaftshafen, deren Schwerpunkt sich mit dem Kursthema - der Projektentwicklung von Energiegenossenschaften deckt. Vorstand Jörg Dahlke hatte auch an dem Kurs teilgenommen und sagt: "Angesichts sinkender Einspeisevergütungen habe ich mich besonders dafür interessiert, wie der Verbrauch und die Erzeugung unter einen Hut gebracht werden können." Schon jetzt sei der Eigenverbrauch oder der Verkauf an Mieter eine lohnenswerte Angelegenheit: So könnten die Nutzungsentgelte für die Stromleitungen umgangen werden, so dass der Strom zum Beispiel aus Photovoltaikanlagen schon jetzt eine günstige Alternative zum konventionellen Strom darstellen könne. Jörg Dahlke: "Die Stromversorgung ist in Bewegung, so dass neue Geschäftsideen trotz der zum Teil nicht einfachen Rahmenbedingungen für Genossenschaftler wie für Bürger attraktiv sein können."