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Kunstfestival Künstler benennen Gefängnis um

Von Martin Rieß 23.05.2015, 03:19

Magdeburg l Auf den Höfen der vor zwei Jahren aufgegebenen und seitdem leerstehenden 100 Jahre alten Justizvollzugsanstalt zwischen Magdeburger Ring und Halberstädter Straße sprießt das Leben wie nie zuvor. Ehrenamtliche Gärtner verwandeln das Grau in Grün. Diese Woche waren mehrere Graffiti-Künstler vor Ort und haben ihre großformatigen Arbeiten erstellt und an die Wände gebracht.

Der Wandel des Geländes ist indes nicht allein äußerlicher Natur. Auch die Bezeichnungen für die Bereiche des Gebäudekomplexes deuten auf die neuen Funktionen der Häuser hin. Der Gefängnistrakt hat so seinen unromantischen Titel abgelegt und heißt jetzt "Grand Palais". Ein Hinweis auf die Wucht und die Größe dieses Gebäudeteils, in dem sich die Zellen des Justizvollzugs befanden. Diese werden für die kommenden Monate von Künstlern und Künstlergruppen gestaltet und neu interpretiert. In Anspielung auf das Museum of Modern Art in New York heißt das Verwaltungsgebäude in den kommenden Monaten SoMA - in dem Sinne ein Deutsch-Englisch-Mix in der Bedeutung von "Sinnlichkeit of Modern Arts". Die Verwaltung der Organisatoren hat im alten Küchengebäude ihren Sitz - das aufgrund dieser nichtöffentlichen Funktion keinen neuen Namen erhalten hat. Ein weiteres Beispiel für die Neuinterpretation durch Namensgebung gibt es in der alten Krankenstation, in der es in den vergangenen Jahrzehnten sogar einen eigenen Operationssaal gab. In "My Fair Lady" schlägt so das Herz für das Nachhaltigkeitswochenende vom 12. bis 14. Juni, später zum Beispiel für die Kreativmesse der Handwerker am 27. Juni. Der Doppelsinn wird hier deutlich: Es geht vielleicht auch ein wenig um den beschwingten Titel des gleichnamigen Musicals. Es geht beim englischen Wort Fair aber vielmehr um die Bedeutung des Marktes als Ort des Austauschs von Waren, vor allem aber als Ort des Austauschs von Ideen und Meinungen. Der Trakt für die Untersuchungshaft wurde zum Museana - mit Blick auf das Kreativenviertel Christiana in Kopenhagen. Hier stellen vor allem nationale und internationale Galerien und Kunst-Plattformen die Arbeiten der bei ihnen organisierten Künstler aus.

Auch die Freibereiche haben neue Titel bekommen: Aus dem Gelände für den Freigang mit Bänken und Volleyballfeld des Justizvollzugs sind die Lichthöfe geworden, und im Bereich Solaris gibt es eine Freilichtbühne.