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Kreativmesse Handwerker setzen auf die Sinnlichkeit

Kreative Ideen von Töpferwaren bis zur individuell gestalteten Torte wurden am Sonnabend beim Kunstfestival im alten Gefängnis präsentiert.

Von Martin Rieß 29.06.2015, 03:08

Magdeburg l Wenn viel Kreativität im Spiel ist, dann blüht das Handwerk auf - einige Beispiele sind jetzt während des Festivals "Die neue Sinnlichkeit in der zeitgenössischen Kunst" im ehemaligen Magdeburger Gefängnis bei einer Kreativmesse gezeigt worden.

Mit dabei der Hörgeräteakustiker Andreas Gilgert. Er sagt: "Klar, das Hören ist einer unserer Sinne und damit auch bedeutsam für alles Sinnliche." Er zeigt, wie individuell und ansprechend Hörgeräte gestaltet werden können, macht Schmuckstücke aus ihnen. Und er veranstaltet die erste Magdeburger Schreiolympiade. Gerade hat Jason Koss im Kleinbus Platz genommen. Türen zu, wer jetzt außer ihm noch in dem Auto ist, bekommt einen Kopfhörer übergestülpt - und dann gibt Jason alles. Muss man sich erst mal trauen, richtig laut zu schreien. Am Ende hält er eine Urkunde in der Hand, die bestätigt: Er schafft 98,1 Dezibel. Andreas Gilgert: "Das Gehör von heutigen Kindern funktioniert nicht weniger schlecht als das der Kinder vor zwanzig Jahren. Aber wir müssen das Bewusstsein für diesen Sinn schärfen." Nicht zuletzt geht es ja darum, das Gehör vor zu großem Lärm zu schützen - in jedem Alter.

In einem Raum präsentiert Janett Stieghahn gemeinsam mit ihrer Mutter Claudia Wegerich und mit ihrem Mann Oliver etwas für den Geschmackssinn und für den optischen Reiz gleichermaßen: Sie fertigt individuelle Torten. "Je nach Zeit fertige ich auch das Fondant, die Zuckermasse zur Verzierung, selbst", berichtet sie. Überraschende Ideen sind in Alben zu sehen, und einige Originalexemplare gibt es natürlich auch. Die Torten-Künstlerin sagt: "Manchmal haben meine Kunden konkrete Ideen, manchmal ist meine Fantasie gefragt." Nur bei einem macht die Magdeburgerin nicht mit: Sie baut keine fremden Torten nach. "Bei meinen Arbeiten handelt es sich nämlich um Unikate", sagt sie.

Karina Paschke betreibt in Magdeburg "Karina´s Töpferkunst". Dabei geht es nicht allein darum, selbstgefertigte Arbeiten an die Frau und den Mann zu bringen. Sie veranstaltet auch Töpferkurse. Nur: Sind die Magdeburger dafür kreativ genug? Und: Kann man Kreativität lernen? Die Töpferin meint: "Ein bisschen Geschick hilft sicher, aber Kreativität und kreative Techniken kann man natürlich lernen." Sie selbst unternimmt Streifzüge in die Natur, um Blätter und Gräser, aber beispielsweise auch Rinden zu finden, mit denen sie ihren Arbeiten besondere Oberflächen einprägen kann. "Man kann ein Gespür für so etwas entwickeln." Sigrid Schaper, die die Töpferin an diesem Tag auf der Kreativmesse unterstützt, sagt: "Gut geeignet wäre doch zum Beispiel auch eine gehäkelte Decke aus Omas Aussteuer, mit der besondere Oberflächen geschaffen werden können."

Mit selbstgefertigter Kindermode ist Sophia Neuhofer aus Leipzig nach Magdeburg gekommen. Sie sagt: "Derzeit ist das Nähen neben der Elternzeit eine Art Nebenjob." Ab September möchte sie sich aber selbständig machen - nebst Gründerkurs bei der Handwerkskammer.