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Junge Flüchtlinge Bürokratie und Schule bereiten Probleme

Von Martin Rieß 05.07.2015, 12:44

Magdeburg l Monatelanges Warten, ohne eine Schule besuchen zu dürfen - das ist eines der Probleme, mit denen die Jugendlichen aus der Clearingstelle der Caritas ebenso wie deren Betreuer kämpfen müssen. Erst wenn eine Reihe von Schritten durch die Verwaltung abgeschlossen sind und sie bei Familienangehörigen oder in einer anderen Einrichtung untergekommen sind, steht den jungen Menschen aus Europa, Asien und Afrika der Weg in eine allgemeinbildende Schule offen. Leiterin der Einrichtung ist Barbara Schmidt und sie sagt: "Wir geben hier montags bis freitags am Vormittag Deutschunterricht."

Allerdings: Es sind die Mitarbeiter der Einrichtung, die hier Deutsch unterrichten ? keinesfalls also Pädagogen, die womöglich auch eine Ausbildung für Deutsch als Fremdsprache haben. Während eines vom CDU-Bundestagsabgeordneten Tino Sorge organisierten Besuchs, an dem auch Magdeburger Landtagsabgeordnete der Union teilnahmen, berichteten die Akteure aus der Clearingstelle von den Fallen, die die Praxis trotz aller wohlgemeinten politischen Entscheidungen bereithält: Mit Unterstützung des Landes wurde ein passendes Angebot für den Deutschunterricht geschaffen. Nur ist nicht geklärt, welche Behörde die Kosten übernehmen soll.

Ein anderes Beispiel sind medizinische Untersuchungen und die ärztliche Versorgung. Die ist derzeit mit viel Bürokratie verbunden. Der Wunsch der Caritas: Wie in Halle üblich und im Salzlandkreis jetzt in den Anfängen, sollte den Jugendlichen eine Krankenkassenkarte zur Verfügung gestellt werden. Die Kasse würde zwar nicht die Kosten übernehmen, wohl aber die Abrechnung auf elektronischem Wege ermöglichen und damit ungemein vereinfachen.

Einer der Bewohner der Clearingstelle ist Amarildo Hasi (im Bild 3. v. l.). Der 16-Jährige stammt ursprünglich aus Albanien. Roland Bartnig ist Ansprechpartner beim Verein Refugium, der die Vormundschaft für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge übernimmt. Er berichtet, dass für den Jugendlichen schon ein Platz im Umland in Aussicht stand. "Wir wollen dich aber auf jeden Fall hierbehalten. Wir müssen schauen, dass du hier noch einen guten Schulabschluss machst, dafür hast du das Potenzial." Zum einen, weil er in Magdeburg in den vergangenen Monaten nicht nur Deutsch gelernt, sondern auch Kontakte geknüpft hat. "Ich spiele seit Oktober bei Preußen im rechten Mittelfeld." Und klar: Als Fußballfan hat er auch beim Spiel des FCM um den Aufstieg in die dritte Liga mitgefiebert. "Ist doch Ehrensache", meint er. Über seine berufliche Zukunft sagt er: "Ich könnte mir ja beispielsweise vorstellen, Polizist zu werden."

Während des Gesprächs zwischen Caritas, Flüchtlingen und Unionspolitikern wurde auch deutlich, dass die Einbindung eines Vereins wie Refugium derzeit erst recht spät erfolgt.

Fragen zu Bildung, Gesundheit und Behördengängen sind das eine. Daneben sollen kulturelle Anknüpfungspunkte an die neue Heimat der Jugendlichen geschaffen werden. Barbara Schmidt sagt: "Das ist beispielsweise ein Punkt, bei dem wir vollkommen auf die Unterstützung von Spendern und Sponsoren angewiesen sind."