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Kleingartenkonzept Tumulte bei Kleingarten-Protest

400 Schollenbesitzer haben gegen das neue Kleingartenkonzept der Stadt
Magdeburg protestiert. Dabei kam es zu tumultartigen Szenen.

25.08.2015, 22:42

Magdeburg l Am Ende droht die Lage zu eskalieren. Ein Sprecher des Verbandes der Gartenfreunde ruft durch das Megafon, dass man die Polizei rufen werde, wenn die Lage sich nicht beruhige. Vor ihm stehen 400 aufgebrachte Kleingärtner mit Transparenten, Rasseln und Sirenen. Sie rufen "rauskommen, rauskommen!" und weichen nicht zurück. Als die Polizei mit drei Mannschafts- und zwei Streifenwagen anrückt, gibt es laute Buhrufe.

Der Gartenverband hatte am Dienstag ausgewählte Vertreter zu einer Informationsveranstaltung geladen, auf der das neue Kleingartenkonzept vorgestellt werden sollte. Der Plan der Stadtverwaltung sieht vor, dass bis zum Jahr 2025 bis zu 4000 Kleingärten wegfallen können. Betroffen sind aus unterschiedlichsten Gründen Dutzende Sparten im gesamten Stadtgebiet. OB Lutz Trümper (SPD) hatte das Konzept in seiner eigenen Verwaltung nach ersten Protesten lediglich als Planungsgrundlage bezeichnet und die Beschlussfassung in den Januar-Stadtrat verschoben. Ursprünglich sollte das Konzept schon im Oktober im Stadtrat diskutiert werden.

Um die aufgebrachte Menge zu beruhigen, ergriff Verbands- chefin Ute Simon unter Polizeipräsenz selbst das Wort. Mit Megafon versicherte sie: "Kein Gartenverein wird zu Bauland werden. Das bekommen sie von mir schriftlich", rief sie und bekam nach anfänglichen Buhrufen dafür Applaus. Damit positioniert sich der Verband erstmals öffentlich gegen wesentliche Teile des Konzepts. Auch der stellvertretende Verbandschef Bernhard Ruth bekräftigte das: "Wir geben zu dem Konzept nur unsere Zustimmung gemeinsam mit den Vereinen." Ruth übte auch Kritik an der Stadt. So sei das Konzept in der Fachgruppe Kleingartenwesen, in der Stadträte, Verbandsmitglieder und der Baubeigeordnete sitzen, nur ein einziges Mal vorgestellt worden - im Oktober 2014. Und damals sei es nur um das grundsätzliche Konzept gegangen, aber nicht um konkrete Zahlen oder Sparten.

Die mangelnde Kommunikation war auch der Kritikpunkt vieler Demonstranten. "Mit uns hat keiner geredet. Wir haben von dem Konzept aus der Zeitung erfahren", sagte Claudia Sonne, die in der Sparte Bergfrieden ein Lokal betreibt. "An dem Laden hängt meine Existenz", sagte sie.