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Lange Nacht der Wissenschaft am 28. Mai / Neurobiologe über "Sex, Drugs and Sigmund Freud" Sind Mäuse neugierig, und wie funktioniert Hunger?

23.05.2011, 04:38

Am 28. Mai lädt Magdeburg wieder zur Langen Nacht der Wissenschaft ein. 20 Einrichtungen und wissenschaftliche Institute mit über 200 Aktionen beteiligen sich bis morgens 1 Uhr. Hauptthema: Wissenschaft trifft Gesundheit. Über die Vorhaben befragte der Lokalanzeiger Dr. Constanze Seidenbecher vom Bereich Neurochemie/Molekularbiologie des Leibniz-Instituts.

Volksstimme:Seit wann gibt es Ihre Forschungseinrichtung in Magdeburg, woran forscht Ihre Institution genau?

Constanze Seidenbecher: Das Leibniz-Institut für Neurobiologie wurde 1992 gegründet. Es ist ein Zentrum der Lern- und Gedächtnisforschung und sucht nach den Lernmechanismen im Gehirn von Tier und Mensch.

Aktuelle Forschungsfragen sind beispielsweise: Wie beeinflusst positive oder negative Motivation den Lernerfolg? Wie entsteht Aufmerksamkeit und wie kann sie bewusst auf einen bestimmten Gegenstand gelenkt werden? Was verändert sich in der Feinstruktur des Gehirns, in seiner elektrochemischen Signalweiterleitung oder in der Kopplung von einzelnen Hirngebieten, wenn man etwas gelernt hat?

Volksstimme:Wie haben sich die Arbeitsbedingungen durch den Neubau verbessert? Welche Investitionen wurden getätigt? Wie viele Arbeitskräfte sind in Ihrem Haus beschäftigt?

Constanze Seidenbecher: Die Gesamtinvestitionskosten belaufen sich auf 37,8 Mio Euro und werden von Bund und Land sowie zum größten Teil von der EU im Rahmen der EFRE-Förderung finanziert.

Mit 7600 Quadratmeter Hauptnutzfläche stehen uns im neuen Klinker-Glas-Bau unmittelbar am Medizin-Campus ca. 50 Prozent mehr Platz als im Altbau zur Verfügung.

Das bedeutet vor allem auch viel bessere Arbeitsbedingungen für alle Mitarbeiter, die erst im März aus dem maroden Plattenbau "mit Mann und Maus" umgezogen sind: Labors mit moderner Ausstattung und Klimatechnik, ein eigener Bereich für Probanden und Patienten, die hochmoderne Bibliothek und die Konferenzräume umschließen das lichtdurchflutete Atrium mit kleinem Wasserbecken und Cafeteria.

Zurzeit haben wir ca. 180 Mitarbeiter aus 15 Nationen. Viele Studenten der Medizin oder der Neurowissenschaften sind ständige Gäste im Institut. Gegenwärtig wird zusätzlich zu den vorhandenen vier Forschungsabteilungen noch eine fünfte Abteilung gegründet, die sich mit der Genetik von Lernen und Gedächtnis beschäftigen wird.

Volksstimme:Was zeigen Sie den Besuchern zur Langen Nacht der Wissenschaft?

Constanze Seidenbecher: Am 28. Mai wird unser neues Forschungsgebäude seine nagelneuen Türen erstmals für die Magdeburger und ihre Gäste öffnen. Ab 18 Uhr werden die Besucher in den Labors, Werkstätten und Konferenzbereichen willkommen geheißen.

Es erwartet sie ein vielseitiges Programm zu allen Aspekten unserer Forschungsarbeit: Neurophysiologen erklären den "Tanz" einzelner Moleküle in der Nanowelt der Synapsen, Anatomen zeigen im Mikroskop die faszinierende Ordnung der Hirnarchitektur, Verhaltensforscher erklären, wie kleine Nagetiere lernen, und Neurologen demonstrieren, wie tiefe Hirnstimulation beim Menschen schwere Krankheiten und Sucht heilen kann.

Besonders junge Besucher möchten wir zum Experimentieren einladen, wie beispielsweise beim Versuch rund um die Ernährung des Gehirns "Wenn graue Zellen Hunger haben: das Gehirn und sein Stoffwechsel".

Auch unsere wissenschaftliche Werkstatt, in der tagsüber Lernapparaturen für unsere tierischen Probanden gebaut werden, ist in dieser Nacht für die Besucher geöffnet.

Volksstimme:Welche Vorführungen und Veranstaltungen sollten die Besucher keinesfalls verpassen?

Constanze Seidenbecher: Speziell für Nachtschwärmer gibt es bei uns die schon Kult gewordenen Midnight Lectures zwischen 0 und 1 Uhr nachts, bei denen es auch in diesem Jahr wieder um Spannendes rund um das Gehirn geht.

Hörforscher Dr. Peter Heil erklärt, warum wir zwei Ohren haben: "Mit dem Zweiten hört man besser". Danach zeigt die Kernspin-Expertin Dr. Ute Bommerich, "wie man Medikamente zum Leuchten bringt".

Zum Abschluss stellt der Neurobiologe Max Happel provokante Fragen zu den dunklen Trieben: "Sex, Drugs and Sigmund Freud - wenn das Verlangen Amok läuft". Wir freuen uns auf viele neugierige Gäste!

www.magdeburg.de/ wissenschaft