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  7. CSD-Parade: Eine politische Forderung schlüpft ins schrille Party-Kostüm

Lesben- und Schwulenverband Sachsen-Anhalt erinnert an ersten Aufstand Homosexueller CSD-Parade: Eine politische Forderung schlüpft ins schrille Party-Kostüm

Von Peter Ließmann 22.08.2011, 06:43

Seit zehn Jahren wird auch in Magdeburg der Christopher-Street-Day (CSD) gefeiert. Der Schwulen- und Lesbenverband Sachsen-Anhalt veranstaltet dazu nach einer Informationswoche immer auch eine Parade durch die Stadt. Die machte sich, bunt und laut, am vergangenen Sonnabend vom Neustädter Bahnhof aus auf den Weg.

Magdeburg. Sie habe kürzlich gelesen, dass Ernie Bert, das kultige Herrenpaar aus der Sesamstraße, endlich heiraten dürfen sollen. Dafür gebe es in den USA eine Initiative. Natürlich fand Justizministerin Angela Kolb (SPD) das humorvoll, aber dennoch symbolhaft für die Lebenssituation von homosexuellen Paaren auch in Deutschland. Kolbs Forderung während der Eröffnung der Magdeburger Parade zum Christopher-Street-Day: Gleichberechtigung gleichgeschlechtlicher Paare mit "normalen" Ehepaaren vor dem Gesetz. Damit eröffnete sie als Schirmfrau die Parade. Neben ihr war Christoph Erdmenger (Grüne) Schirmherr der Veranstaltung, die vom Lesben- und Schwulenverband Sachsen-Anhalt ausgerichtet wurde.

Bunt, schrill und mit druckvoller Musik setzte sich der Zug von zwei Lkw und rund 400 Teilnehmern dann vom Neustädter Bahnhof aus in Richtung Innenstadt in Bewegung. Man wollte sich präsentieren. Männer in auffallenden und sehr extravaganten Frauenkleidern setzten ebenso Akzente wie Männer, die ihre Homosexualität mit sehr freizügigen Kostümen zum Ausdruck brachten. Der überwiegende Teil der Paradeteilnehmer wollte aber nur dabei sein und für ihre Sache auf der Straße Gesicht zeigen - gegen Homophobie und für Gleichberechtigung in der Gesellschaft.

Die allermeisten Passanten quittierten den bunten Umzug mit freundlichen Gesichtern und manchmal auch mit Applaus. Und der eine oder die andere reihten sich auch mit in den Zug ein. Auffällig dabei: Besonders die älteren Damen scheinen in Magdeburg mit Schwulen und Lesben wenig Probleme zu haben. Immer wieder winkten sie freundlich aus Fenstern oder entlang des Umzugs.

Politische Prominenz wurde ebenfalls in der Parade gesichtet. So nahmen unter anderem Stadtratsvorsitzende Beate Wübbenhorst (SPD), Stadtrat Thorsten Giefers (Grüne), Landtagsabgeordneter Sören Herbst (Grüne) und Bundestagsabgeordneter Burkhard Lischka (SPD) am Umzug teil.

Nach Ende der Parade ging die Veranstaltung mit einem Fest in der Liebigstraße weiter. Auch dort war es eine Mischung aus Party und Information. Es gab politische Diskussionen, Bands traten auf, Theater wurde geboten und DJs sorgten für den richtigen Soundtrack des Festes.

Mit dem Christopher-Street-Day wird an die ersten Aufstände von Homosexuellen in den USA vom 28. Juni 1969 erinnert. Seitdem steht der CSD für die Forderung nach Gleichberechtigung und gegen Diskriminierung und Ausgrenzung von Homosexuellen und sexuellen Minderheiten.