1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Magdeburg
  6. >
  7. Magdeburg-Labyrinth: Am 5. Mai Weltpremiere

Im Gespräch mit der Landschaftsarchitektin Daniela Süßmann zur künftigen Attraktion am Westportal des Doms Magdeburg-Labyrinth: Am 5. Mai Weltpremiere

03.03.2012, 04:22

Das berühmte Labyrinth von Chartres in Magdeburg - als modifizierte eigenständige Nachempfindung im Pflaster vor dem Westportal des Doms. Im Mai soll es eingeweiht werden. Karl-Heinz Kaiser sprach mit der Landschaftsarchitektin Daniela Süßmann, Macherin des Projektes und Labyrinth-Enthusiastin.

Volksstimme: Ihr Büro hat den Zuschlag für die Gesamtgestaltung des Domplatzes erhalten. Was hat Sie bewogen, ein Labyrinth einzubinden?

Daniela Süßmann: Labyrinthe sind faszinierende Gebilde, die seit 5000 Jahren Menschen in ihren Bann ziehen. Die Stadt strebt die Belebung des Domplatzes an. Allein deshalb ist das Areal vor dem Westportal des gotischen Domes für mich ein würdiger und richtiger Platz.

Volksstimme: Und die weiteren Beweggründe ...?

Daniela Süßmann: ... sind die historischen und aktuellen Verbindungen. Labyrinthe in und vor Kathedralen dienten lithurgischen Zwecken. Allgemein und im weltlichen Kontext gelten sie als ein Symbol für den Lebensweg und den Weg ins innere Selbst. Sie haben heilsame Wirkung.

Volksstimme: Letzteres ist symbolisch gemeint?

Daniela Süßmann: Nicht nur. Labyrinthe haben auch therapeutischen Hintergrund. Beim Durchwandern werden beide Gehirnhälften gleichzeitig gefordert. Das schafft Harmonie, stabilisiert Koordination. Sie entstehen so auch vor Krankenhäusern, an Kindergärten.

Volksstimme: Im Magdeburger Labyrinth ist eine Wegstrecke von gut 300 Metern zurückzulegen.

Daniela Süßmann: Die verschlungenen Wege werden 42 Zentimeter breit sein, es müssen 11 Umwegungen bis zur Mitte gefunden und absolviert werden. Von dort geht es auf gleichem Weg zum Eingang zurück.

Volksstimme: Warum wird es gerade am Westportal und nicht an einer guten Stelle auf dem Dom- platz gebaut?

Daniela Süßmann: Das hat historische Gründe: Labyrinthe waren besondere Eingangs- und Einweihungswege. Das Westportal war früher Haupteingang des Doms.

Volksstimme: Sie haben das Labyrinth geplant?

Daniela Süßmann: Ja, die Idee ist von mir. Es ist seit 2008 in der Planung mit städtischen Gremien, der Domgemeinde und der Denkmalpflege.

Volksstimme: Warum haben Sie das Labyrinth der Kathedrale von Chartres als Vorbild genommen?

Daniela Süßmann: Es ist einerseits weltbekannt und sehr schön, unser gotischer Dom und die Kathedrale sind etwa zeitgleich entstanden. Andererseits haben mich eigene, gewissermaßen spirituelle Erfahrungen direkt in Frankreich und Gespräche mit den Künstlerinnen und Labyrinth-Erbauerinnen Mary Bauermeister und Gundula Thormaelen beeinflusst.

Volksstimme: Haben Sie es 1:1 übernommen?

Daniela Süßmann: Auch im Chartres-Labyrinth (um 1200 gebaut) gibt es 11 Umgänge zum Mittelpunkt. Das haben wir übernommen, auch das Grundkonzept. Die Ausmaße sind verschieden. Das Chartres-Labyrinth im Inneren der Kirche hat einen Durchmesser von 12, 5 Meter, das entstehende Magdeburger 14,46 Meter. Die Wege für unser Labyrinth wurden in den Planungen um etwa 10 Zentimeter aufgeweitet. Außerdem: hier werden Basalt und hellerer Bernburger Muschelkalkstein eine dezente Einheit im Pflaster vor dem Portal bilden.

Volksstimme: Eine Besonderheit gibt es noch - die Amethyst-Druse, wie wir bereits berichteten.

Daniela Süßmann: Eine Hinzufügung im Sinne des heilenden Symbolcharakters. Dem Amethyst wird diese Wirkung zugeschrieben. Ich sehe das im Zusammenhang mit der zweimaligen Zerstörung der Stadt. Der mehrere Dezimeter große Hohlstein mit den Kristallen im Inneren wird unter den Mittelpunkt des Labyrinths in Beton eingelassen.

Volksstimme: Wann wird das Magdeburger Labyrinth eröffnet? Daniela Süßmann: Der 5. Mai ist Weltlabyrinthtag. Das wäre eine gute Gelegenheit, ist aber noch nicht offiziell.

Volksstimme: Was hat es mit dem Tag auf sich?

Daniela Süßmann: Um 13 Uhr versammeln sich Menschen rund um den Globus auf einem Labyrinth ihrer Wahl und feiern ihre Verbundenheit mit der Welt. Magdeburg kann sich da einreihen.

Volksstimme: Welche Chance geben Sie dem Labyrinth bei den Elbestädtern?

Daniela Süßmann: Natürlich die allerbesten. Da werden mit Sicherheit Schulklassen kommen und zahlreiche Magdeburger dort verweilen. Für die Tourismuswirtschaft ist es eine schöne Attraktion mehr im Umfeld des gotischen Doms und seines Platzes.