1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Magdeburg
  6. >
  7. Salbke - das neue Paradies für Steuerzahler

Stadt will Salbke durch Ausweisung als Sanierungsgebiet retten Salbke - das neue Paradies für Steuerzahler

Von Jens-Uwe Jahns 23.03.2012, 03:20

Die Stadt hat in Salbke wahrlich geklotzt: Schule und Kirche saniert, Bürgerhaus geschaffen, Parkplatz gebaut, Lesezeichen als Treff etabliert. Doch kaum ein privater Hauseigentümer folgt dem kommunalen Bauboom. Das soll sich ab Sommer ändern.

Salbke l OB Lutz Trümper und sein Baubeigeordneter Dieter Scheidemann fürchten, dass es in Salbke trotz der vielen öffentlichen Gelder nicht vorangeht. Denn in Nachbarschaft der sanierten öffentlichen Gebäude herrscht Tristesse. Kaum ein Haus an der Hauptstraße Alt Salbke ist saniert, fast 40 Prozent aller Wohnungen stehen leer. Geschäfte oder Gaststätten muss man mit der Lupe suchen.

Für die Stadt ein Drama. Wenn sich an der Situation nichts ändert, droht der Vorwurf, Millionen Steuer-Euro mal eben versenkt zu haben. Wer soll die sanierte Schule, wer das schöne Lesezeichen, wer Bürgerhaus, Kirche und Lapidarium besuchen, wenn kaum noch jemand in Salbke wohnt? Von 1993 (4438 Einwohner) bis heute (3865) hat Salbke schon 13 Prozent seiner Bevölkerung verloren. "Salbke liegt uns sehr am Herzen", sagt Scheidemann und kaum jemand in Salbke streitet das inzwischen noch ab.

Doch die Stadt kann private Eigentümer nicht zwingen, ihr Geld in die eigenen Immobilien zu stecken. Erst recht nicht, wenn kaum einer an eine Vollvermietung glaubt. Lutz Trümper hat schon mehrfach gesagt, dass man den Realitäten ins Auge blicken müsse: "Angesichts attraktiverer Wohngegenden im Grünen hält sich der Wunsch zum Wohnen an einer vielbefahrenen Hauptstraße doch in Grenzen."

Trotzdem soll ab Sommer versucht werden, private Hauseigentümer zum Geldausgeben zu bewegen. Das Lockmittel sind üppige Steuerersparnisse. Die gibt es, wenn der Stadtrat, wie vom Baudezernat empfohlen, Salbke als städtisches Sanierungsgebiet ausweist. In solchen Gebieten können Hausbesitzer bis zu 9 Prozent Steuern sparen (siehe nebenstehendes "Lexikon"). Die Stadt hat damit gute Erfahrungen gemacht, denn auch in Rothensee glaubte kaum noch jemand an einen Aufschwung im Ortskern. Dann kam das Sanierungsgebiet und dann der Bauboom.

"Salbke liegt uns sehr am Herzen."

Dieter Scheidemann, Baubeigeordneter

Den erhofft sich Scheidemann nun auch in Salbke. Die elb- und naturnahe Lage hat er als Vorteil ausgemacht. Als Nachteil allerdings das Image des Stadtteils, das sich zu DDR-Zeiten aus der schmutzig-lauten Industrie und heute aus der "Ruinen-Optik" der Hauptstraße nährt. Da Handel und Gastronomie völlig unterentwickelt sind, kommt das zeitgleich gestartete Bundesprojekt "KiQ" gerade richtig. Es widmet sich der Belebung der verwaisten Ladengeschäfte an der Hauptstraße.

Scheidemann gibt sich als Optimist: "Wenn erst einmal ein privater Hausbesitzer angefangen hat, dann gibt es einen Nachahmungseffekt. Das hoffe ich jedenfalls."