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Zehn Kilo Sprengstoff bringen 100 Jahre altes Mauerwerk zu Fall / Bis Herbst soll Areal am Hauptbahnhof geräumt sein Schlot fällt in sieben Sekunden, Sprengmeister zufrieden

Von Anja Guse 09.05.2012, 05:18

Magdeburg l Er war nicht besonders schön, nicht besonders hoch und vor allem nicht besonders in Gebrauch - der rund 100 Jahre alte Schornstein am Ende von Bahnsteig 6. Gestern ist der 46 Meter hohe Schlot endgültig aus dem Stadtbild Magdeburgs verschwunden. Gegen 13.20 Uhr wurde der Turm auf dem Hauptbahnhof gesprengt. Ein Knopfdruck von Sprengmeister Michael Schneider reichte aus, und das Mauerwerk stürzte ein.

Zahlreiche Schaulustige standen auf Hausdächern und Parkplätzen, an Bahngleisen und Straßen. Manch einer hoffte auf ein unerwartetes Spektakel. Doch es war ein kurzes Schauspiel. Sieben Sekunden reichten, bis der letzte Ziegelstein gefallen war. "Alles lief nach Plan", so Schneider. Jetzt zeugt ein Haufen Schutt vom alten Schornstein.

Für den Sprengmeister war der Fall Routine und Herausforderung zugleich. "Klar, der Turm war nicht besonders hoch", meinte er, "aber wir hatten nur sehr wenig Platz. Die direkt nebenan liegenden Bahngleise durften keineswegs beschädigt werden." Auch deshalb sei an zwei Stellen der Sprengsatz angebracht worden. "Das verkürzte die Falllänge", so der Experte.

Bereits eine Woche zuvor hatten die Vorbereitungen für die Sprengung begonnen. 50 Löcher wurden gebohrt, zehn Kilogramm gelatinöser Sprengstoff einen Tag zuvor eingebracht. Eurodyn 2000 heißt der explosive Stoff. Und der wurde von Sprengmeister Karl-Heinz Bühring die gesamte Nacht bewacht. "Sonst könnten wir alle nicht ruhig schlafen", erklärte sein Kollege Schneider nach der geglückten Sprengung.

Am späten Nachmittag rückte schon der erste Bagger an. Bis Ende August/Anfang September soll das Areal des ehemaligen Bahnbetriebswerks zurückgebaut werden, erklärte gestern Änne Kliem, Sprecherin der Deutschen Bahn, auf Volksstimme-Nachfrage. Dazu gehören unter anderem das alte Kesselhaus, die alte Wagenhalle und das Heizhaus. "Was danach aus der Fläche wird, steht noch nicht fest", sagte Kliem. "Es gibt noch keine Pläne." Etwa 500 000 Euro wird der Rückbau des ehemaligen Werks dem Bahnunternehmen kosten.

Weitere Fotos und ein Video unter www.volksstimme.de/schlot