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Bärbel Bühnemann sorgt für Gerechtigkeit im Namen des Volkes / Land sucht 2500 neue Laienrichter für Amtszeit 2014 bis 2018 Schöffen tragen zwar keine Robe, aber viel Verantwortung

Von Vivian Hömke 01.03.2013, 02:12

Magdeburg l Sie befragen Angeklagte, hören Zeugen an, und bei der Urteilsberatung hat ihre Stimme genausoviel Gewicht wie die des Berufsrichters. Schöffen tragen zwar keine Robe, aber dafür viel Verantwortung. Für die nächste Amtsperiode von 2014 bis 2018 sucht das Land Sachsen-Anhalt 2500 neue ehrenamtliche Laienrichter.

"Ich wollte ins Leben hineinschauen und sehen, was aus den schon in der Schule auffälligen Jugendlichen später wird", erklärt Bärbel Bühnemann. Die ehemalige Lehrerin sorgt als Schöffin am Amtsgericht Magdeburg seit mehr als neun Jahren für mehr Gerechtigkeit im Namen des Volkes. Im Dezember endet ihre zweite Amtszeit. "Wenn ich könnte, würde ich mich wieder bewerben", sagt die 65-Jährige. Jedoch muss ein Schöffe nach zwei Perioden eine Amtszeit lang pausieren, bevor er sich erneut bewerben kann und muss dann zwischen 25 und 69 Jahren alt sein.

Das Auswahlverfahren ist aufwändig. Aus den Bewerbungen wähle ein Ausschuss geeignete Kandidaten, informiert das Justizministerium des Landes. Doppelt so viele, wie benötigt werden, müssten zur Wahl stehen. Melden sich nicht genug Freiwillige, "liegt es an den Kommunen, welche zu bestimmen", erklärt Sprecherin Ute Albersmann. Bestimmte Berufsgruppen seien von vornherein als Schöffen ausgeschlossen, darunter Richter, Anwälte, Notare, Vollstreckungs- und Polizeibeamte. Menschen, gegen die beispielsweise ein Ermittlungsverfahren läuft, die zu mehr als sechs Monaten Freiheitsstrafe verurteilt worden sind, die die deutsche Sprache nicht beherrschen oder die demokratische Ordnung ablehnen, werden auch nicht gewählt.

Wer sich als Schöffe verpflichten lässt, wird durchschnittlich zwölfmal im Jahr zu Verhandlungen gerufen. "Man bekommt eine Liste mit Terminen und die sollte man sich auch freihalten", betont Bärbel Bühnemann. Nur in Ausnahmen dürfen Laienrichter einer Verhandlung fernbleiben. "Solange man laufen kann, muss man kommen", erklärt die langjährige Schöffin. Wer ohne triftigen Grund schwänzt, dem werde ein Ordnungsgeld auferlegt.

Sowohl Amts- als auch Landgerichte suchen Schöffen. Wer als Laienrichter an einem Landgericht helfen möchte, sollte laut Bärbel Bühnemann nicht zart besaitet sein. "Dort werden härtere Fälle verhandelt - für mich wäre das zu viel Mord, Totschlag und Missbrauch", erklärt sie. Am Amtsgericht sitze die Rentnerin meist in Verhandlungen neben dem Berufsrichter, in denen es um Diebstahl, Betrug, Drogen und leichtere Körperverletzung gehe. Bewerber, die in Jugendschöffengerichten miturteilen möchten, müssen erzieherisch befähigt sein. Bei Erwachsenen-Gerichten benötigen sie keine Vorkenntnisse.

Was die Richter ohne Robe allerdings mitbringen müssen, ist Zeit. "Man weiß nie, wie eine Verhandlung abläuft", erläutert Bärbel Bühnemann. Während einige nach wenigen Minuten vorbei seien, könnten sich andere stundenlang hinziehen. "Auch Fortsetzungstermine sind möglich", fügt die Magdeburgerin hinzu. In der Landeshauptstadt sucht das Landgericht mehr als 500 und das Amtsgericht insgesamt 140 Schöffen, wie die Gerichtssprecher mitteilen.