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Berliner Abgeordnete streiten über Frauenquote bei Straßennamen Dessauer Philosoph sorgt für "Straßen-Schlacht"

Von Andreas Stein 25.04.2013, 03:16

Berlin. Ein Sachsen-Anhalter sorgt in Berlin-Kreuzberg für gehörig Aufregung - und das mehr als 200 Jahre nach seinem Tod. Das Jüdische Museum möchte seinen neu gestalteten Vorplatz nach dem in Dessau geborenen Philosophen Moses Mendelssohn (1729-1786) benennen. Kein komplizierter Vorgang, könnte man meinen. Doch wie mehrere Zeitungen berichten, sperrt sich der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg gegen den Vorschlag. Dort gibt es seit 2005 auf Beschluss der von Grünen dominierten Bezirksverordnetenversammlung eine Frauenquote von 50 Prozent. Und bis die erreicht ist, will der Bezirk nur noch weibliche Straßennamen vergeben.

Eine Ausnahme für Aufklärer Mendelssohn sei nicht möglich, heißt es von den Kreuzberger Grünen - Beschluss sei eben Beschluss. Dumm nur, dass in den vergangenen Jahren Ausnahmen von der Regel gemacht wurden: Zum Beispiel für die Rudi-Dutschke-Straße. Oder für den ermordeten Hausbesetzer Silvio Meier, nach dem die Gabelsbergerstraße in Friedrichshain benannt werden soll. Auch das Jüdische Museum hatte sich weibliche Alternativen überlegt, zum Beispiel die Schriftstellerin Rahel Varnhagen oder Rosa Luxemburg. Aber beide sind in Berlin bereits mit Straßennamen vertreten. Bislang letzter Akt der Geschlechterdebatte: Die Bezirksverordneten wollen Mendelssohns Ehefrau Fromet ins Boot holen und schlagen als Kompromiss "Fromet-und-Moses-Mendelssohn-Platz" vor.

Gestern Abend berieten die Politiker erneut über den Fall. Über eine Einigung war bis Redaktionsschluss nichts bekannt. Fest steht aber: Die Straßenschilder in Berlin dürften künftig länger werden ...