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Harz im Clooney-Fieber / Orte hoffen auf Effekte für den Tourismus Halberstadt wird zur Hollywood-Kulisse

Von Sabine Scholz und Regina Urbat 21.05.2013, 01:24

Halberstadt. Alle wollen einen Blick auf den Weltstar erhaschen. Die Zaungäste jubeln, als Schauspieler George Clooney an ihnen vorbeifährt. Anders als beim Essen in Wernigerode gibt es in Halberstadt keine Autogramme. Aber Lob für die Zaungäste.

Geduldig stehen die Halberstädter am Freitag abend an den gesperrten Zugängen zum Domplatz. Sie warten auf George Clooney. Aufmerksam verfolgen sie, wie die Komparsen in Wehrmachtsuniformen aus den Bussen steigen und Aufstellung nehmen. Sie sind wie die Militärfahrzeuge aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs nicht hinter den blickdicht verhängten Zäunen verschwunden. Hinter denen steht Technik, ein großer Kamerakran, ganze Batterien riesiger Scheinwerfer, Wohnwagen für die Filmleute und von der Cateringfirma, die um 17 Uhr Frühstück und um 21 Uhr Mittagessen reicht. Schließlich ist ein Nachtdreh angesagt.

Das letzte Tageslicht wird genutzt für Szenen vor der Dompropstei und am sogenannten Aschegang des Halberstädter Doms, auch in der Nacht wird es hier noch einmal eine Einstellung geben. Als heftiger Regen einsetzt, verlassen auch die letzten Zaungäste den Platz. "Die sind wirklich sehr diszipliniert", lobt einer der Sicherheitsleute. Kameramänner, Ausstatter und Schauspieler sind längst innerhalb der Mauern der gotischen Kathedrale verschwunden. Hier wacht Steinrestauratorin Corinna Grimm mit Argusaugen über die Arbeit der Filmleute. Dreimal muss sie in dieser Nacht einen kurzen Hinweis geben, damit keines der Ausstattungsstücke des Halberstädter Doms beschädigt wird. "Das lief alles sehr professionell, ohne Diskussionen oder Gemurre." Die Besonderheit des imposanten Drehorts habe alle fasziniert, so ihr Eindruck.

Bei aller Konzentration herrscht eine entspannte und freundliche Atmosphäre, das hat auch Roman Wüstemann so erlebt, der als Komparse bei einer Szene dabei war, die in Bad Grund gedreht worden war. "Das war schon cool", berichtet der Wernigeröder.

Viele Orte im Westharz wie Goslar, Bad Grund, Lautenthal sind Drehorte, ebenso die Höhlenanlage in Langenstein oder der Dom in Halberstadt. Seit März wird der Film "The Monuments Men" bereits gedreht. Die (wahre) Geschichte erzählt von einer Truppe von Kunstschutzoffizieren, die im Zweiten Weltkrieg nach von den Nazis in Europa und Deutschland versteckten Kunstgütern sucht, um sie zu retten. Nach Studioaufnahmen in Babelsberg ging es im April nach Merseburg und von dort in den Harz. Hier will die Crew nach Angaben der Babelsberger Produktionsfirma am 22. Mai ihre Zelte abbrechen. Ende Juni soll der Streifen im Kasten sein. Clooney spielt die Hauptrolle, und trägt als Regisseur und Produzent die Verantwortung .

Nicht nur eingefleischte Clooney-Fans sind begeistert. Zumal auch Matt Damon, Bill Murray, Cate Blanchett und John Goodman mit von der Partie sind. So erhofft sich Ilsenburgs Bürgermeister Denis Loeffke (CDU) positive Effekte für den Tourismus, den andere Tourismusexperten ebenfalls sehen, selbst wenn Clooney wieder abgereist sein wird. Halberstadts Oberbürgermeister Andreas Henke (Linke) ist begeistert von der positiven Werbung für die Stadt, man sei dankbar dafür und verbeuge sich. "Aber wir verbiegen uns nicht", sagt Henke, "das Goldene Buch der Stadt schicken wir nicht wie ein Poesiealbum durch die Gegend." Einen Eintrag in das Buch mit Termin im Rathaus der Stadt hatte Clooney abgelehnt, wollte es sich aber wie das Gästebuch des Merseburger und Halberstädter Doms in das Ilsenburger Hotel "Rothe Forellen" schicken lassen, in dem der Schauspieler seit April wohnt.

Sonnabend ist drehfrei. Clooney besucht am Abend das asiatische Restaurant in Wernigerode, in dem er schon seinen Geburtstag feierte und gibt Autogramme für die Fans, die auf ihn warten. Zurzeit sind die Filmleute im Westharz aktiv, an der Hellertalbrücke bei Altenau entstehen Szenen des Films, der im Januar 2014 in die deutschen Kinos kommen soll.