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Puppentheater Magdeburg plant sechs Premieren, ein Hofspektakel und ein Festival Helden in Kinderzimmern

"Heldenzeit" hat das Puppentheater Magdeburg seine 55. Spielzeit
überschrieben. Sechs Premieren sind geplant sowie im Sommer 2014 ein
Hofspektakel und das Internationale Figurentheaterfestival.

Von Grit Warnat 18.09.2013, 03:12

Magdeburg. Vom Spielzeitheft lächelt Timm Thaler in typischer Superman-Kluft, selbstbewusst mit strubbeligem Haar und stolzer Brust. Timm Thaler hat sein Lächeln verkauft und muss sich auf einen mühsamen Weg machen, um es zurückzubekommen. Timm Thaler ist für viele Kinder ein Held, wie auch Superman, der große Fantasy-Retter mit den übernatürlichen Kräften. Doch brauchen wir überhaupt Helden mit Superkräften?

Der Frage geht das Puppentheater Magdeburg nach. Es hat sich auf die Suche begeben und einige außergewöhnliche Helden gefunden. In der neuen Spielzeit werden sie auf der Bühne des Hauses an der Warschauer Straße stehen: der verlassene Teddy Brumm aus dem bekannten DDR-Kinderbuchklassiker von Nils Werner, der sich seinen Ängsten stellen muss, der Junge Jojo, das mutige Mädchen in Grimms "Sternthaler", der kleine Lord und der sechsjährige Ivan, ein Gummi-Tarzan, der seine eigenen Wege gehen muss.

"Ein Held kann ein ganz normaler Mensch sein, der sich für Schwächere einsetzt, einen starken Willen hat, der für Werte streitet und Freundschaften pflegt", sagte Intendant Michael Kempchen bei der gestrigen Vorstellung des Programms. "In den Kinderzimmern gibt es viele Helden."

Spielzeitauftakt mit einer Heldennacht und "Teddy Brumm"

Und wo ein Held ist, so der Intendant, ist auch ein Antiheld zu finden. Der wird den älteren Puppentheater-Gängern geboten: Der berühmte "Untertan" von Heinrich Mann steht in der "Heldenzeit" für das Meinungslose, das Opportunistische. Am "Untertan" zeige sich wahres Heldentum, sagte Kempchen. Sein Haus wolle den Blick richten auf Menschen, die sich in unserer Gesellschaft stark machen.

Helden stehen bereits im Mittelpunkt des Spielzeitauftakt-Wochenendes vom 27. bis 29. September. Es wird zur ersten von vier Heldennächten geladen mit Erlebnis-Führung, Heldengeschichten, der Premiere vom mutigen Teddy Brumm, und dem Tag der offenen Tür am 29. September.

Sechs Premieren auf den Bühnen des Hauses sowie ein neues Hofspektakel - gezeigt wird "Oscar" nach der gleichnamigen französischen Filmkomödie mit Louis de Funès werden in der "Heldenzeit" geboten. Nachgeholt wird im Sommer 2014 auch das renommierte Internationale Figurentheaterfestival, das in diesem Jahr aufgrund des Hochwassers abgesagt wurde.

Mehr als 55000 Gäste und eine Auslastung von 99,2 Prozent

Ohne die Absage des Festivals, Kempchen nannte sie die schwerste Entscheidung seiner Laufbahn, wäre sein Haus auf einen Besucherrekord zugesteuert. Aber auch ohne Festival konnte das Puppentheater 55168 große und kleine Zuschauer begrüßen - 3000 mehr als im Jahr zuvor. Der Intendant nannte dieses Ergebnis "überaus hervorragend". 599 Vorstellungen hat das Ensemble gezeigt, zusätzlich 43 Gastspiele unter anderem in Deutschland, Österreich, Luxemburg, Frankreich und erstmals in Mosambik gegeben. Bestens angenommen werde die Figurenspielsammlung in der Villa P.

Die Auslastung des Hauses liest der Intendant vom Zettel ab, als wollte er die Zahl nicht glauben: 99,2 Prozent.