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Regionaldirektion will mehr Facharbeiter ans Land binden / Arbeitslosigkeit immer noch über dem Ost-Durchschnitt Am Arbeitsmarkt kein Grund zum Jubeln

Junge, gut ausgebildete Mitarbeiter werden laut Arbeitsmarktexperten rar
im Land. Es müsse sich schleunigst etwas ändern, auch wenn die
Arbeitslosigkeit 2014 weiter sinkt, sagt der
Arbeitsagentur-Regionalchef.

02.01.2014, 01:13

Halle (dpa). In Sachsen-Anhalt wird die Arbeitslosigkeit 2014 nach Ansicht von Arbeitsmarktexperten voraussichtlich weiter sinken - wenn auch nur leicht. Dies sei kein Grund zum Jubeln, denn eine Hauptursache für den Rückgang sei auch die Demografie, sagte der Chef der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thüringen der Bundesagentur für Arbeit, Kay Senius.

Sachsen-Anhalt habe trotz bisher positiver Entwicklung am Arbeitsmarkt bis zu einem realen Aufschwung noch ein langes Stück des Weges vor sich. Die Arbeitslosenquote des Landes liegt mit 10,1 Prozent immer noch deutlich über der Quote von 9,6 Prozent in Ostdeutschland (ohne Berlin) und 6,5 Prozent in ganz Deutschland. Fast 121.000 Sachsen-Anhalter haben derzeit keinen Job.

In Sachsen-Anhalt kommt es laut Senius zunehmend zu Fachkräfteengpässen, es mangle auch an jungen Menschen. "Deshalb müssen wir Verkrustungen am Arbeitsmarkt aufbrechen und unsere Fachkräftepotenziale systematisch erschließen", sagte er. So gebe es 44 844 Langzeitarbeitslose in Sachsen-Anhalt. Sie machten einen Anteil von mehr als 37 Prozent an allen Arbeitslosen aus und seien oft mehrere Jahre ohne Beschäftigung.

Zudem wollen sich die Arbeitsagenturen in Sachsen-Anhalt auch verstärkt um Männer und Frauen kümmern, die ihr Studium abbrechen. Wer etwa sein Ingenieurstudium aufgebe, könne in einem Facharbeiterberuf Karriere machen, sagte Senius. Die Arbeitsagenturen würden deshalb künftig noch enger mit Hochschulen und Universitäten im Land zusammenarbeiten.

Wichtig sei auch, dass Betriebe und Kammern eine Ausbildung für diese jungen Menschen attraktiv machten, indem sie etwa Studieninhalte bei der theoretischen Berufsausbildung anrechneten und die Ausbildungsdauer entsprechend verkürzten.Insgesamt seien mehr attraktive, verlässliche und langfristige Jobangebote bei guter Bezahlung nötig. Das zahle sich für den Arbeitgeber auch aus. "Junge Menschen fühlen sich dann auch mit ihrer Firma verbunden, sind loyal und auch in Krisenzeiten für die Firma da", sagte Senius. Diverse Werbeaktionen des Landes seien indes nur ein Tropfen auf den heißen Stein.

"Image- und Rückholkampagnen sind wichtig und haben auch ihre Berechtigung. Zur Fachkräftesicherung reicht es aber nicht aus, zum Beispiel auf dem Frankfurter Bahnhof Pralinen aus Sachsen-Anhalt zu verteilen, um Fachkräfte zum Her- und Zurückkommen zu begeistern", sagte Senius. "Man muss jungen Menschen eine Perspektive im Land und in den Unternehmen bieten. Eine Übernahmegarantie nach der Ausbildung wäre ein Schritt in die richtige Richtung." Da kleine und mittlere Firmen oft kaum Möglichkeiten für eine langfristige Personalentwicklungsplanung hätten, wollen die Arbeitsagenturen 2014 verstärkt diesen Firmen Beratung dazu anbieten.

"Wir haben die Möglichkeit, Arbeitslose und auch Geringqualifizierte so für die Aufgaben zu qualifizieren, wie sie der Arbeitgeber braucht", betonte Senius.