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Sachsen-Anhalts Autobahn-Rastplätze Angriffe der Planen-Schlitzer verfünffacht

Bundesweit treiben sogenannte Planen-Schlitzer ihr Unwesen entlang der
Autobahnen. Die Frachtdiebe räumen dabei auf Rastplätzen Lkw leer,
während die Fahrer schlafen. In Sachsen-Anhalt hat sich die Zahl nahezu
verfünffacht.

Von Matthias Fricke 10.02.2014, 02:31

Magdeburg l Sie kommen oft zwischen 22 und 3 Uhr, wenn die Trucker in der Fahrerkabine schlafen. Ein Späherfahrzeug kundschaftet alles aus, dann rollt ein Kleintransporter oder Lkw vor. "Erst wird die Plane aufgeschlitzt und nachgesehen, wo etwas zu holen ist. Dann geht alles sehr schnell, wenn die Diebe eine lohnenswerte Fracht entdecken", erklärt Hauptkommissar Olav Pitloun vom Kriminaldienst des Autobahnpolizeireviers Börde.

Die Gruppen seien gut organisiert und kämen aus Osteuropa. Allein auf den 35 Rastplätzen in seinem Bereich an den Autobahnen 2 und 14 stieg die Zahl der Fälle von 16 auf 108. Die Schadenssumme bei Diebstählen insgesamt stieg von 250.000 im Jahr 2012 auf 800.000 Euro im vorigen Jahr.

Hochwertige Waren besonders begehrt

Erst in der Nacht zum vergangenen Dienstag wurde auf dem Rastplatz "Saaleaue" bei Bernburg auf der A14 fast eine ganze Ladung hochwertiger Drucker gestohlen. Der Schaden wird auf mehrere tausend Euro geschätzt. Die Täter hatten zuvor vier weitere Lkw-Planen aufgeschlitzt oder die Türen geöffnet, um nach Beute zu suchen. Begehrt sind Flachbildschirme, Marken-Bekleidung und sogar Rasierklingen. Im Oktober 2013 ließen Diebe auf dem A-2-Rastplatz Schopsdorf davon eine Ladung im Wert von 29.000 Euro mitgehen. Zuvor hatten sie an neun Aufliegern die Planen aufgeschlitzt.

Ähnliche Erfahrungen macht auch das Autobahnpolizeirevier Dessau-Roßlau. Stefanie Halle, Sprecherin in der Polizeidirektion Ost: "2013 wurden an 54 Lastwagen die Planen aufgeschlitzt oder die Plomben von Türen geöffnet. In 17 Fällen fehlte Fracht."

Im Süden des Landes auf der A 14, der A 38 und A 9 sieht es nicht anders aus. Dort stieg die Zahl von 31 auf 106 Fälle. Auch die Thüringer und niedersächsische Autobahnpolizei stellen einen deutlichen Anstieg fest. Im Dezember konnten auf der A7 bei Bockenem Fahndern vier Polen stellen.

In Sachsen-Anhalt auf der A 2 erwischten Autobahnpolizisten auf dem Parkplatz Ihlegrund im Jerichower Land vor zwölf Tagen einen 22-jährigen Planen-Schlitzer aus Polen, der bereits 75 neue Autoreifen von einem Lkw in seinen Transporter umgeladen hatte. Er wurde bei einem beschleunigten Verfahren im Amtsgericht Burg zu einer Bewährungsstrafe verurteilt und wieder entlassen.

Einen sicheren Schutz gibt es nicht

Einen sicheren Schutz vor den Banden gibt es nicht. Der Autobahnpolizist und Moderator des A-2-Trucker-Stammtisches in Uhrsleben (Landkreis Börde), Johannes Stoye, rät indes: "Spediteure könnten aber Alarmsicherungen einbauen und darauf achten, dass ihre Fahrer videoüberwachte Rastplätze nutzen."

Nach Auskunft des Bundesverbandes Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung (BGL) sind die meisten Ladungen versichert, die Regulierung aber sehr langwierig.