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Im Gespräch mit Roman Grafe Enttäuscht vom Kultusministerium

Von Thomas Pusch 14.02.2014, 20:29

Volksstimme: Hat Sie die Diskussion und die Vielzahl von Leserbriefen überrascht?

Roman Grafe: Nein, weil das Verhalten der Lehrerin kein Einzelfall ist. Ähnliche Erlebnisse hatte ich auch in Sachsen und in Thüringen. Natürlich ist es nicht überall so. Wenn man jedoch überlegt, was Lehrer sagen, selbst wenn ein Journalist im Raum ist, stellt sich die Frage, was sie ihren Schülern hinter verschlossener Klassenzimmertür erzählen.

Volksstimme: Wie sehen Sie die Reaktion des Ministeriums?

Grafe: Ich bin froh, dass der Versuch, es als Einzelfall darzustellen, nicht geglückt ist. Das Kultusministerium hätte aber anders reagieren müssen. Eine Projektwoche wird nicht verhindern, dass Lehrer glauben, den Verbrecherstaat DDR verklären zu dürfen. Es geht nicht um mangelndes Wissen, sondern um Gewissen. Die Lehrerin weiß doch schon lange, wie die Verhältnisse in der DDR waren. Die Reaktion des Ministeriums hätte klarmachen müssen, dass die DDR-Diktatur genausowenig wie die Nazi-Diktatur verklärt werden darf. Das hätte durch eine Abmahnung klargestellt werden müssen.

Volksstimme: Was erwarten Sie für die Zukunft?

Grafe: Ich hoffe, dass der Vorfall an der Comenius-Schule nicht länger bagatellisiert wird. Das ist der eigentliche Konflikt. Weil man das Leid der SED-Opfer nicht einfach unter den Tisch fallen lassen darf.