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Haftstrafe für Ex-"Chicano"-Präsident Polizei befürchtet Rockerkrieg in Magdeburg

Nach Gründung eines Charters der Hells Angels in Magdeburg sieht die
Polizei auch in der Landeshauptstadt die Gefahr eines Rockerkrieges.
Zudem bereitet zunehmende Gewalt der Gruppen Sorge. Erst am Freitag
wurde ein Rockerboss aus Thale wegen gefährlicher Körperverletzung zu
fast fünf Jahren Haft verurteilt.

Von Matthias Fricke 15.02.2014, 02:16

Magdeburg l Wie ein Rollkommando fielen im August 2013 fünf Rocker, zum Teil von den "Chicanos" aus Thale, in ein Quedlinburger Café ein. Sie traktierten den Wirt und einen noch zufällig anwesenden Gast fünf Minuten lang mit Stühlen, Flaschen, Fäusten und Füßen. Beide Opfer wurden schwer verletzt. Der Cafébesitzer hatte zuvor die Kuttenträger an die frische Luft gesetzt, nachdem sie Streit angefangen und eine Scheibe zerschlagen hatten.

Das Magdeburger Landgericht verurteilte deshalb am Freitag den Anführer der "Bestrafung", den damaligen Präsidenten der "Chicanos Thale", zu vier Jahren und neun Monaten Haft. Der 25-Jährige soll inzwischen Anwärter für eine Vollmitgliedschaft bei den Bandidos in Magdeburg sein. In der strengen Hierarchie der Motorradclubs ist das ein Aufstieg. Sein "Vollstrecker", wie die Staatsanwältin den 23-jährigen Mitangeklagten bezeichnete, erhielt eine Freiheitsstrafe von drei Jahren und drei Monaten. Beide waren einschlägig wegen Körperverletzungen bekannt und standen unter Bewährung. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

Neue Konkurrenz zwischen Bandidos und Hells Angels in Magdeburg

Erst vor einigen Wochen war beim Rockerprozess in Halle der dortige Ex-Präsident der "Chicanos" zu einer Bewährungsstrafe wegen Drogen- und Waffenbesitzes verurteilt worden.

In den vom Landeskriminalamt (LKA) beobachteten Rockergruppen gehören Gewalttaten und organisierte Kriminalität fast schon zum guten Ton. Zurzeit zählen die Beamten im Land 30 Gruppen mit rund 600 Mitgliedern.

"Vor allem mit der neuen Konkurrenz zwischen Bandidos und Hells Angels in Magdeburg wächst auch die Gefahr eines Rockerkrieges", sagte LKA-Sprecher Andreas von Koß. In Magdeburg hat sich erst im Januar 2013 der MC Hells Angels niedergelassen. "Auf so engem Raum ist das höchst brisant", so von Koß. Es gab schon erste Auseinandersetzungen zwischen den rivalisierenden Gruppen.