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Mehr Service gefragtOnline-Handel bedroht jeden zweiten Laden

Kleidung, Bücher und Filme - die Deutschen bestellen gern im Internet.
Der Versandhandel wächst, jedoch zu Lasten des Einzelhandels.

Von Anja Jürges 25.02.2014, 02:20

Magdeburg l Im Blumenladen auch Schuhe kaufen und nebenbei mit der besten Freundin einen Kaffee genießen. Mit derartigen "Einkaufserlebnissen" stemmt sich das Magdeburger Blumenfachgeschäft "Gänseblümchen" gegen den Online-Handel. "Wir spüren die Konkurrenz des Online-Handels und wollen unseren Kunden etwas Kreatives bieten", sagt Geschäftsführerin Sophie Kott.

Die Aussichten sind trüb. Im vergangenen Jahr stieg der Anteil des Versandhandels am gesamten Einzelhandel auf 11,2 Prozent. Laut Umfragen des Handelsverbandes Deutschland (HDE) beklagen gut 60 Prozent der Händler einen Kundenrückgang in den vergangenen zwei Jahren. "Wir spüren den Umbruch in allen Bereichen", bestätigt Arno Frommhagen von der Interessengemeinschaft (IG) Innenstadt Magdeburg. "Besonders in der Elektrobranche ist die Lage desaströs."

Dabei sind Produkte der Unterhaltungselektronik online nicht die meistgefragten Artikel. "Im Internet kaufen die Deutschen am liebsten Kleidung", sagt Christin Schmidt vom Bundesverband des Deutschen Versandhandels. Danach kommen Bücher, dann Elektrogeräte, auf Platz vier Schuhe. Dieses Kaufverhalten führe in vielen Innenstädten zu Ladensterben, sagt Frommhagen. "In Geschäften, in denen mal vier Verkäufer angestellt waren, arbeitet heute nur noch der Chef."

Er sieht die einzige Lösung in mehr Service. "Die Leute wollen zu den Produkten ein nettes Wort und ein Glas Sekt." Claudia Sopart von der Schönebecker Buchhandlung "Am Rathaus" kennt das. "Wir bieten inzwischen auch Spielzeug und Schreibmaterial an", sagt sie. Doch das, was der Online-Handel an Öffnungszeit zu bieten hat, könne der lokale Handel nicht leisten, sind sich die Gewerbetreibenden einig.

Gleichzeitig ging jeder zehnte Internetkäufer im vergangenen Jahr auch über mobile Geräte wie Smartphone und Tablet auf Einkaufstour. "Rund ein Drittel der Käufe im stationären Handel werden zudem durch eine Recherche in Online-Shops vorbereitet", sagt Christina Fingerhut vom Institut für Handelsforschung (IFH) in Köln. "Umgekehrt geht rund elf Prozent der Online-Käufe in eine stationäre Informationssuche voraus", sagt Fingerhut. Schwierigkeiten bekämen daher kleine Läden, die sich dem Internetauftritt verschließen. "Der Kunde möchte beides - mal Stadtbummel, mal Bestellung", sagt Christin Schmidt.

Jüngster Trend ist der Lebensmittelhandel im Netz. Schon in den kommenden Jahren ist mit zweistelligem prozentualen Wachstum zu rechnen, schätzt Schmidt.