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Ärztemangel Landarzt geht erst mit 77 in den Ruhestand

Von Anke Schleusner-Reinfeldt 01.03.2014, 02:25

Schollene l Dass er einmal bis zu seinem 77. Lebensjahr arbeiten wird, hätte Dr. Anton Schreiber aus Schollene (Landkreis Stendal) nicht gedacht. Aber er wollte sich erst von seinen Patienten verabschieden, wenn es einen Nachfolger gibt. Der ist jetzt gefunden: Ben Güldenpfennig, 42 Jahre, hausärztlich tätiger Internist, der in zwei Wochen seine erste eigene Praxis in Schollene eröffnet. Dafür hat die Gemeinde extra ein altes Gebäude sanieren lassen, um beste Bedingungen zu bieten. Ben Güldenpfennig ist in Wulkau ebenfalls im Elbe-Havel-Land zu Hause und war bis Freitag in der Abteilung für Innere Medizin am Stendaler Krankenhaus tätig.

"Nun kann ich beruhigt gehen", sagt Dr. Anton Schreiber, als er gestern seine letzten Patienten behandelte. Das Wartezimmer war voll. Aber nicht nur mit Patienten, sondern vor allem mit Menschen, die sich bei ihm bedanken wollen. So hatten sich beispielsweise vor einiger Zeit über 200 Menschen zusammengefunden, um sich zum Abschiedsfoto für ihren Doktor vor dem alten Schollener Schloss aufzustellen. Hier hatte der 77-Jährige 1991 die Praxis eröffnet, zuvor war er im benachbarten Kamern niedergelassen.

Seit fast 50 Jahren ist Dr. Anton Schreiber nun schon Arzt und gehört zu den Ältesten im Land. Zunächst hatte der gebürtige Böhme Physik studiert, dann noch einmal sechs Jahre Medizin. Vier Jahre arbeitete er dann als wissenschaftlicher Assistent an der Uni in Halle, abends hielt er Sprechstunden ab, weil schon damals Ärzte knapp waren. 1970 lässt er sich im Saalkreis nieder, drei Jahre später kommt er mit der Familie ins Elbe-Havel-Land.

Auch wenn er gern noch ein bisschen weiter gearbeitet hätte, freut er sich jetzt auf viel Zeit mit seiner Ehefrau, die er bislang nur am Wochenende - wenn er keinen Dienst hatte - in der Uckermark besuchen konnte. Dass für die ländliche Region tatsächlich ein neuer Arzt gewonnen werden konnte, macht Dr. Schreiber unglaublich froh: "Nun weiß ich meine Patienten in guten Händen."