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Polizei in Sachsen-Anhalt Jeder Polizist ist im Jahr 30 Tage krank

Von Michael Bock 04.03.2014, 02:18

Magdeburg l Sachsen-Anhalts Polizeivollzugsbeamte waren im vorigen Jahr im Durchschnitt 30,6 Tage krankgeschrieben. Die Polizeigewerkschaften führen das vor allem auf die wachsende Arbeitsbelastung zurück.

Nach Angaben des Innenministeriums wurden im Jahr 2013 ganz genau 216437 "krankheitsbedingte Fehltage" registriert. Der Krankenstand lag dem Ministerium zufolge bei 8,4 Prozent. Auf 100 Polizisten kamen also im Durchschnitt fast neun erkrankte Kollegen.

Der Landeschef der Deutschen Polizeigewerkschaft, Wolfgang Ladebeck, sagte: "Die Polizei hat zu wenig Personal. Die Belastung für jeden einzelnen wird immer höher."

Die Zahl der Polizeivollzugsbeamten ist seit 2008 von rund 7700 auf derzeit 6150 reduziert worden. Bis 2016 soll die Zahl auf 6000 zurückgehen.

Auch der Landesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei, Uwe Petermann, sieht in der wachsenden Belastung im Dienstalltag und dem recht hohen Durchschnittsalter der Polizisten Gründe für den hohen Krankenstand. Petermann sagte: "Die älteren Polizisten werden zwar nicht häufiger krank, sie sind aber meist länger krankgeschrieben." Die Altersgruppe der 40- bis 60-Jährigen sei deutlich größer als die der 20- bis 40-jährigen Polizisten.

Laut Innenministerium beträgt das Durchschnittsalter der Polizeivollzugsbeamten derzeit 45,9 Jahre. In diesem Jahr sollen 140 Absolventen der Fachhochschule der Polizei in Aschersleben eingestellt werden.

"Für die Polizisten ist die Grenze der Belastbarkeit erreicht", sagte Petermann. "Die psychosomatischen Erkrankungen vermehren sich explosionsartig. Das beobachten wir mit Sorge." Er betonte, auch in anderen Bundesländern seien bei der Polizei vergleichbare Krankenstände zu verzeichnen. "Wir brauchen ein Schichtsystem, das Regenerationsphasen ermöglicht, und ein effektives Gesundheitsmanagement", sagte Petermann. Es sei wissenschaftlich belegt, dass insbesondere Nachtschichtarbeit gesundheitliche Störungen und Erkrankungen auslösen könne, räumte das Innenministerium ein. Es werde untersucht, wie die "unvermeidbare gesundheitliche Belastung" so gering wie möglich gehalten werden könne.

Auf die Frage, ob es einen Zusammenhang zwischen Personalnot und Krankenstand gebe, verlautete aus dem Ministerium: "Hierzu liegen keine belastbaren Daten vor."

Das Innenministerium bereitet zurzeit eine Polizeireform vor. Ziel ist es, effektivere Strukturen zu schaffen.