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Die Chronologie Der "OP-Skandal von Gardelegen"

06.03.2014, 01:17

Gardelegen I Anonyme Briefe tauchen im August 2012 am Altmark-Klinikum in Gardelegen auf. Sie beziehen sich auf das Wirbelsäulenzentrum und dessen Leiter, Neurochirurg Dr. T. Der Vorwurf nach Angaben von Aufsichtsratschef Michael Ziche: Abrechnungsbetrug. Das Klinikum reagiert. In Gardelegen gibt es eine Sonderprüfung des Medizinischen Kontrolldienstes. Die Verantwortlichen setzen zudem auf internes Controlling und schalten externe Wirtschaftsprüfer ein. Ergebnis: Keine Beanstandungen.

Erstmals - so der Aufsichtsratsvorsitzende - habe er dann Ende September 2012 vom Vorwurf unnötiger Operationen erfahren. Sechs Ärzte aus der Chirurgie hatten dies in einem Brief an die Klinik-Leitung behauptet. Das Klinikum beschäftigt sich intern mit den Anschuldigungen.

Erst nachdem der MDR den Fall öffentlich gemacht hat, schalten die Verantwortlichen einen Gutachter ein. Der Fernsehsender berichtet am 6. November 2012 über eine Liste mit 62 Patienten, die unnötig operiert worden sein sollen. Der sogenannte OP-Skandal beginnt.

Am 10. Dezember2012 übersendet die Klinik 16 Fälle zur Begutachtung an ein Neurochirurgie-Institut in Hannover. Die Ergebnisse lassen auf sich warten. Mitte Januar 2013 werden den Gutachtern weitere Fälle übergeben. Fast zeitgleich kam ein positives Signal für die Klinik. "Ich habe über Dr. Pananis (Rechtsanwalt der Paul-Gerhardt-Diakonie, Anm. d. Red.) (...) erste Auskünfte erhalten. Ihm wurde fernmündlich mitgeteilt, dass augenscheinlich beim ersten Durchschauen eine Indikation für die OPs vorlag", schrieb der damalige Geschäftsführer Matthias Hahn in einer internen Mitteilung.

Ende Januar2013 werden die Gutachten innerhalb weniger Tage zu Papier gebracht. Erst am 11. Februar 2013 landen sie - laut Eingangsstempel - in der Kanzlei des Klinikanwaltes Dr. Panos Pananis. Einen Tag später schlägt die Pressekonferenz ein wie eine Bombe. Ziche, zugleich Landrat des Altmarkkreises Salzwedel, verkündet: Bei 15 von 16 Fällen fehle die medizinische Indikation. Dr. T. wird gekündigt, der Geschäftsführer muss gehen.

Einen neuen Neurochirurg hatte die Klinik bereits am 4. Januar2013 unter Vertrag genommen. Dr. Ralf Dörre beginnt am 1.April 2013. "Es ist unärztlich und unehrenhaft, was da passiert ist. Das ist gänzlich unchirurgisch. Es ist Körperverletzung", sagte er bei einer Pressekonferenz am 7. Mai 2013. Dort präsentierten die Verantwortlichen das vermeintliche Endergebnis der Gutachten: In 22 von 30 Fällen soll Dr. T. unnötig operiert haben.