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Nagerplage Dem Biber geht es an den Pelz

Der Elbebiber ist eigentlich streng geschützt. Doch vor allem im
Naturpark Drömling und im Fiener Bruch häufen sich Klagen über "Meister
Bockert". Der Landtag diskutiert am heutigen Mittwoch den Vorschlag von
CDU und SPD, in Konfliktfällen das Einfangen des braunen Nagers zu
erleichtern.

Von Michael Bock 26.03.2014, 02:15

Magdeburg l Der Drömling erstreckt sich im Land über den Altmarkkreis Salzwedel und den Landkreis Börde. Und hier, in der einzigartigen Niedermoorlandschaft, gedeiht "Castor fiber albicus" prächtig. Fleißig baut er Burgen und Dämme, die Population steigt. Erfreulich, einerseits.

Andererseits beschädigt der Biber Deiche, Fischteichanlagen, land- und forstwirtschaftliche Nutzflächen. CDU-Umweltpolitiker Jürgen Scharf sagt: "Der Biber baut Dämme, und die Bauern saufen ab." Landwirte dringen darauf, dass das Land die Schäden finanziell ausgleicht.

Die Knuspereien von Familie Biber können teuer werden. Im Drömling hat der Unterhaltungsverband Obere Ohre und Aller im vorigen Jahr "Biber-Kosten" von 85.257 Euro errechnet. So wurden 82 Biberburgen und -dämme entfernt. Folge: Die Landwirte müssen immer höhere Beiträge für den Unterhaltungsverband zahlen.

Der Unterhaltungsverband Stremme/Fiener Bruch (Jerichower Land) beziffert die 2013 durch Biber verursachten Schäden auf bis zu 40000 Euro. Unterhaltungsverbände sind für die Gewässer zweiter Ordnung zuständig.

CDU und SPD wollen ein "möglichst konfliktarmes Zusammenleben von Mensch und Biber" ermöglichen. Kernpunkt aller Überlegungen ist, das Einfangen der Nager künftig ohne Einzelfallbegründung zuzulassen. Im Antrag der Koalitionäre liest sich das so: "Landkreise und kreisfreie Städte sollen zur Schadensabwehr unter bestimmten Voraussetzungen ohne artenschutzrechtliche Ausnahmegenehmigung tätig werden können."

Bislang entscheiden die Unteren Naturschutzbehörden der Kreise, ob ein Biber gefangen oder sogar getötet werden darf - wie zuletzt 2013 im Jerichower Land bei der Flutkatastrophe.

CDU-Politiker Scharf verspricht sich von einer Neuregelung weniger Bürokratie und somit schnellere Entscheidungen.

Peter Ibe, der Biberexperte in Sachsen-Anhalt, sagt: "Ich sehe das sehr kritisch. Damit wird Willkür Tür und Tor geöffnet." Der 66-Jährige befürchtet, dass damit das unbürokratische Töten der Tiere erleichtert wird. Ibe hat in den zurückliegenden Jahrzehnten mehr als 500 Biber gefangen, die als Exportschlager nach Dänemark oder Holland geschickt wurden.

CDU-Mann Scharf und auch SPD-Umweltpolitiker Ralf Bergmann beteuern, eine Tötung von Bibern sei die allerletzte Möglichkeit. Laut Scharf strebt Sachsen-Anhalt eine Rechtsverordnung wie in Brandenburg oder Bayern an. Ibe kontert: "In Bayern werden Biber in Größenordnungen abgeschossen."

Umweltminister Hermann Onko Aeikens (CDU) sagt: "Es gilt, Deiche und Dämme von Verkehrsstraßen vor Zerstörungen zu schützen und den Wasserablauf in den Fließgewässern zu gewährleisten." Vor allem Unterhaltungsverbände klagten über Biber-Schäden. Die Kosten für Schadensbeseitigung würden vor allem an der mittleren Elbe und im Drömling kontinuierlich steigen.

Aeikens lässt die dortige Populationsentwicklung der Biber derzeit genau analysieren und prüfen, ob das behördliche Verfahren bei der Beseitigung von Biberdämmen verbessert werden kann. Ausgleichsleistungen für die Bauern schließt der Minister nicht aus.