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Handwerkskammern Lieber schlichten statt richten

Von Petra Buch 09.04.2014, 01:15

Halle/Magdeburg (dpa) l So war es nicht abgesprochen, sagt der eine. Das bezahle ich nicht, droht der andere. Ob auf der Baustelle oder beim Friseur: Zwischen Handwerkern und ihren Kunden fliegen häufig die Fetzen. Schlichter in den Handwerkskammern können meistens erfolgreich zwischen den Streithähnen vermitteln.

Die Magdeburger Handwerkskammer vermittelt laut ihrer Sprecherin Anja Gildemeister zwischen 70 und 100 Mal pro Jahr bei Streitigkeiten, indem das Problem schriftlich oder telefonisch auf den Punkt gebracht werde. Eine Schlichtungsstelle im eigentlichen Sinne gebe es nicht, aber es gehe auch darum, mit Hilfe von Fachleuten Streitigkeiten außergerichtlich zu lösen. "In den meisten Fällen tritt der Kunde an uns heran", sagte Gildemeister. Dabei gehe es meist um technisch-fachliche Mängel, nicht erbrachte Leistungen, Rechnungen oder einen unangemessenen Umgangston.

An die Schlichtungsstelle der Handwerkskammer Halle werden im Jahr etwa 100 Anträge gestellt, wenn sich Kunden und Handwerker streiten. Etwa 50 davon kämen zur Schlichtung, sagte ein Sprecher der Kammer. Das heißt, beide Seiten haben einem solchen Verfahren zugestimmt und sitzen mit dem Schlichter an einem Tisch.

Ziel sei es dann, eine einvernehmliche Lösung zu finden, um so den Gang zum Gericht zu vermeiden. In 95 Prozent der Fälle gelinge dies auch. Knackpunkte der Streitigkeiten seien die Bezahlung der Handwerksleistung, Mängel sowie Fristen. Voraussetzung für eine Schlichtung ist dem Sprecher zufolge, dass beide Parteien sie wollen und der Handwerker ein eingetragenes Mitglied der Kammer ist. "Schlichter sind keine Richter, und es ist ein freiwilliges Verfahren. Man kann keinen zwingen."

Drei Juristen seien auch als Schlichter bei der Kammer in Halle tätig. "Die Streitigkeiten sind querbeet - vom unzufriedenen Friseurkunden über Streit um Bauleistungen, die Qualität oder unterschiedliche Vorstellungen bei Malerarbeiten oder der ausstehenden Rechnung", berichtete ein Sprecher der Schlichtungsstelle. "Manchmal sind es auch nur Missverständnisse, die schnell ausgeräumt werden können, wenn man sich gegenübersitzt und miteinander redet", so die Kammer in Halle.

Während ein Gerichtsverfahren mitunter Jahre dauern könne, sollte eine Schlichtung in zwei bis drei Monaten abgeschlossen sein. Die Handwerkskammer Magdeburg vertritt nach eigenen Angaben rund 14.300 Unternehmen im Norden des Landes, die Kammer in Halle rund 15.200 Firmen im Landessüden.