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Zwei Männer verbrennen im Wrack einer Cessna Tödliches Drama auf der Brockenkuppe

Schlechte Sicht war vermutlich die Ursache für den Absturz der Cessna
auf dem Brocken. Die beiden Insassen des Kleinflugzeugs von der Insel
Rügen verbrannten am Freitagmorgen, nachdem ihre Maschine die Antenne
des Wetterturms streifte und auf das Plateau krachte.

Von Matthias Fricke und Dennis Lotzmann 12.04.2014, 01:24

Wernigerode l Die Cessna 182 des 38-jährigen Piloten von der Insel Rügen startet am Morgen um 7 Uhr auf dem Flugplatz Güttin, acht Kilometer südlich der Stadt Bergen. Der Eigentümer des Kleinflugzeugs ist ein Autohausbesitzer der Ostseeinsel, der mit seinem 40-jährigen Passagier aus Bergen auf dem Weg nach Reichelsheim bei Frankfurt am Main ist. Beide wollen in Hessen ein Auto abholen. Ein Mitarbeiter des Flugplatzes Güttin sagt später: "Hier waren beste Bedingungen, hohe Wolken und gute Sicht."

Der Pilot meldet sich in der Kontrollzentrale Bremen des Fluginformationsdienstes an. Laut Axel Raab von der Deutschen Flugsicherung darf die einmotorige Maschine auf Sicht fliegen. Die Rüganer dürften etwa eine Reiseflughöhe zwischen 5000 und 9000 Fuß gehabt haben. Das entspricht etwa 1500 bis 2700 Metern. Später, so heißt es in den Protokollen der Deutschen Flugsicherung, meldet der Pilot schlechte Sicht an den Fluglotsen in Bremen. "Er sagte, dass er weiter heruntergeht", erklärt Raab. Vermutlich, um die Wolke zu unterfliegen. Doch dann bricht der Kontakt zu den Fluglotsen in Bremen ab und die Maschine verschwindet vom Radarschirm. Es werden umgehend Rettungs- und Suchmannschaften alarmiert.

Auf dem Brocken (1141 Meter) herrschen zu diesem Zeitpunkt, etwa gegen 8.30 Uhr, Sichtweiten von um 20 Meter. Nichts Ungewöhnliches bei etwa 300 Nebeltagen im Jahr. Wetterbeobachter Matthias Glenk sitzt in der fünften Etage der Wetterwarte, als er plötzlich ein Propellergeräusch wahrnimmt und einen lauten Knall. "Wir hatten so schlechte Sicht, dass wir nicht mal sehen konnten, dass die Maschine gut 100 Meter entfernt im Brockengarten aufgeschlagen ist und brennt." Erst als sein Kollege das Umfeld abgesucht und rund um die Warte Flugzeugteile entdeckt hat, ist es gewiss: Die Maschine hat die Antenne und ein Windmessgerät des 27 Meter hohen Wetterturmes gestreift und steht im hinteren Teil des Brockengartens in Flammen. Die Insassen sind eingeklemmt und verbrennen. "Wir konnten für die beiden Insasssen nichts mehr tun und lediglich das Feuer löschen", sagt Einsatzleiter Torsten Schuck.

Im Brockenhotel registriert zunächst niemand der zwölf Gäste und Angestellten die Katastrophe. "Wir sind aus Schierke angerufen worden, weil die Feuerwehr zu uns hinaufgerast ist", sagt eine Mitarbeiterin. Brockenwirt Daniel Steinhoff: "Nicht auszudenken, wenn die Maschine ins Hotel gerast wäre oder den 125 Meter hohen Funkmast erwischt hätte - dann hätte es weit mehr Tote gegeben. Wir alle hatten riesiges Glück."

Drei Mitarbeiter der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung haben die Ermittlungen aufgenommen. Sprecher Jens Friedemann: "Wir müssen erst alle Daten und Fakten zusammenführen, die Technik untersuchen und können uns erst dann ein genaues Bild machen."