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Zerbster Seniorenheim "Hier bleibt niemand allein"

Weil die Bewohner unter haarsträubenden Bedingungen leben mussten, wurde
vor kurzem ein Seniorenheim in Halberstadt geschlossen. Solche Berichte
lösten bei älteren Menschen auch hier vor Ort Panik aus, sagt
Heimleiterin Renate Löbert-Kuklik. Gibt es dazu Anlass?

Von Franziska Werner 19.04.2014, 03:13

Zerbst l Das Gute gleich vorweg: Beschwerden von Heimbewohnern oder deren Angehörigen über die beiden Zerbster Senioreneinrichtungen Willy Wegener und dem der Arbeiterwohlfahrt hatte es im vergangenen Jahr keine gegeben. Allerdings hatte es aus dem Gebiet des Landkreises sieben Beschwerden, wovon sich fünf konkret auf die Pflegesituation bezogen, gegeben. Das teilt Denise Vopel, Sprecherin des Landesverwaltungsamtes, auf Nachfrage der Volksstimme mit.

Dem Landesverwaltungsamt obliegt die so genannte Heimaufsicht, die jeder Einrichtung einmal pro Jahr auf den Zahn fühlt. "Zusätzlich gibt es auch unangemeldete Besuche", erklärt Vopel. Daneben gibt es weitere, turnusmäßige Qualitätsprüfungen des Medizinischen Dienstes der Krankenkassen (MDK). Diese erfolgen ebenfalls ohne Vorankündigung bei den jeweiligen Einrichtungen.

Willkürliche Stichproben des Medizinischen Dienstes

"Wann sie kommen, können wir nicht beeinflussen" sagt Heimleiterin Löbert-Kuklik. Bei ihren Besuchen verlassen sich die Mitarbeiter nicht auf ihre standardisierten Fragebögen allein: "Die Mitarbeiter des MDK suchen bei ihrem Besuch auch jedes Mal willkürlich Bewohner aus, die sie zu ihrer Situation im Heim und ihrer Zufriedenheit bezüglich unseres Pflegepersonals befragen", so die Leiterin.

Denn ob sich ein Mensch in diesem oder jenem Heim wohl fühle, könnte über standardisierte Prüfungen der Umgebung nicht zweifelsfrei bestimmt werden. "Ich kann nur jedem empfehlen, sich vor dem Einzug eine Einrichtung genau anzusehen", empfiehlt deshalb die Leiterin des Seniorenzentrums der Arbeiterwohlfahrt (AWO), Silvia Dähne. Zwar seien derzeit alle der 64 Plätze belegt, es bestünde aber für Interessierte grundsätzlich jederzeit die Möglichkeit auf ein Probewohnen in der AWO-Einrichtung. "Nur so kann man sich ein umfassendes Bild verschaffen, bevor es zum Einzug kommt".

Zur Probe im Seniorenheim leben

Jeder Mensch, der über eine Pflegestufe verfüge, hätte ein Recht auf das Probewohnen im Seniorenheim. "Das läuft über die Kurzzeitpflege", erklärt sie. Nähere Informationen dazu gibt es bei den Krankenkassen.

Das Wohnen auf Probe wird im Willy Wegener Seniorenzentrum nicht angeboten. Doch Leiterin Renate Löbert-Kuklik bekräftigt, dass auch ihre Einrichtung nichts gegen Besuche habe: "Wir sind ein offenes Haus", sagt sie. "Interessierte dürfen sich auch gern mit unseren Bewohnern unterhalten. Sie werden sehen, hier bleibt niemand allein".

Dass Einrichtungen wegen extremer Mängel geschlossen werden müssen, kommt übrigens sehr selten vor: Sachsen-Anhalt weit war es seit der Wiedervereinigung genau drei Mal der Fall.