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Sachsen-Anhalts Kreditinstitute Swen Knöchel: "17 Prozent Zinsen sind sittenwidrig"

Während das Geld für Banken immer billiger wird, werden Kunden bei
Dispozinsen zur Kasse gebeten. Erste Banken reagieren auf diese
Entwicklung - aber nicht in Sachsen-Anhalt.

Von Lion Grote 23.04.2014, 03:22

Magdeburg l Für 0,25 Prozent können sich deutsche Banken derzeit Geld leihen. Ein historischer Tiefstwert. Doch beim Kunden kommt dies bislang kaum an. Als eines der ersten Institute hat die Sparda-Bank in Baden-Württemberg nun beschlossen, die Zinsen für die Überziehung des Dispokredites abzuschaffen. "Der Zusatzzins ist nicht mehr zeitgemäß", erklärte Sparda-Chef Martin Hettich. Auf einen solchen Schritt aber werden Bankkunden in Sachsen-Anhalt vermutlich noch lange warten müssen.

So beobachtet die ostdeutsche Sparda-Gruppe zwar genau, was im Südwesten passiert, plant aber derzeit nichts. "Wir verstehen das Interesse der Kunden und sehen die Diskrepanz zwischen Leit- und Dispozins, aber konkrete Maßnahmen gibt es noch nicht", sagt Jacob Berten von der Sparda-Bank.

Sparda-Bank Sachsen-Anhalt verlangt 17,38 Prozent Überziehungszins

In Sachsen-Anhalt verlangt das Institut derzeit 12,38 Prozent Dispozinsen und bei dessen Überziehung 17,38 Prozent. Damit liegt Sparda am oberen Rand. Ähnlich viel verlangen noch die Sparkassen in Magdeburg (17,15 Prozent) und im Jerichower Land (17,5 Prozent).

Auch die Sparkasse in Magdeburg und die Volksbanken planen derzeit keine Senkung der Zinsen, verweisen stattdessen auf ihre breite Angebotspalette. Zudem erklärten sich die hohen Überziehungszinsen aus dem größeren Risiko, das Banken in einem solchen Fall eingehen würden.

Eine Erklärung, die bei Verbraucherschützern nicht ankommt. Aus Sicht der Bundeszentrale für Verbraucherschutz haben Dispozinsen keine Anbindung an die Zinsentwicklung am Markt. Noch drastischer drückt es Swen Knöchel aus, finanzpolitischer Sprecher der Linken im Landtag: "Zinsen von 17 Prozent sind schon sittenwidrig." Die Linken fordern wie auch die anderen Fraktionen im Landtag ein Eingreifen der Bundespolitik.

Gesetzentwurf zu Dispo und Überziehungszins

Verbraucherschutzminister Heiko Maas (SPD) hat deshalb ein Gesetzentwurf für die zweite Jahreshälfte angekündigt. Damit sollen Banken in Zukunft verpflichtet werden, Kunden mit einem überzogenen Konto zu warnen und bei längerer Inanspruchnahme des Dispos günstigere Alternativen anzubieten.

Der Magdeburger Bundestagsabgeordnete Burkhard Lischka (SPD) hat den Entwurf mit erarbeitet. "Über Jahre sind die Zinsen für Banken gefallen und trotzdem hat sich nichts getan. Das zeigt, dass hier mit Freiwilligkeit nichts zu erreichen war und ist", erklärt Lischka. Den Schritt der Sparda-Bank in Baden-Württemberg begrüßt er, auch wenn "sie das sicher nicht aus Altruimus gemacht haben, sondern auch zu Werbezwecken." Immerhin steige dadurch der Druck auf die Konkurrenz, die eigenen Zinsen zu überdenken.